Jugoslawien : |
Diese Wirklichkeit mit den schrecklichen Bombardements, den Gemetzeln und den Verfolgungen hebt hervor, daß dieser Krieg klar gegen das Proletariat, gegen seine Kampfbewegung ist. Es handelt sich um eine neue Episode in der schon endlosen Liste der Angriffe, die der kapitalistische Weltstaat gegen das Proletariat führt. Dieser neue Krieg ist nichts anderes als ein echtes Produkt dieser kapitalistischen Ausbeutungswelt.
Und außer diesem, außer dieser unvermeidbaren Wirklichkeit gibt es auch die Reden, der Geschwätz, das Schauspiel. Denn jedesmal, wenn der Kapitalismus seine wirkliche Natur offenbart, so, wie heute in Ex-Jugoslawien hat die Gesamtheit der vorherrschenden Mythen einen Generalnenner: die Zueignung der Ursachen der kapitalistischen Abscheuligkeiten zu vorgeblichen äußerlichen Phänomenen, die der eigenen Entwicklung dieser Gesellschaft fremd wären. Das Ziel ist, diese Wirklichkeit, die wirklichen Einsätze zu verbergen, um die Proletarier so besser zu unterwerfen und ihnen die unablässigen Opfer, von denen sich diese Gesellschaft ernährt, abverlangen zu können. Es gilt, die Tatsache, daß die kapitalistische Gesellschaft nichts anderes als Kriege, Hungersnot und Elend zu bieten hat, zu verheimlichen. So werden die Kannengiesser und andere Journalisten, die "unbefugten Führer" oder "Diktatoren", den "Entwicklungsmangel", den "Demokratiemangel", die "religiösen" und "ethnischen" Ursachen tadeln,... so, wie wir es angekündigt haben: Geschwätz und Schauspiel.
Eine der wirklichen Ursachen für die Auslösung des Krieges in Ex-Jugoslawien ist das Bedurfnis für den Staat, das Proletariat zu schlagen, zu unterwerfen, seine Kämpfe aufzulösen und es zu zersplittern. Während den, der Auslösung des Krieges vorangegangenen fünf Jahren, hatten unsere Klassebrüder in Jugoslawien durch ihre zahlreichen Kämpfe den Antiarbeitermaßnahmen, die der Staat ihnen aufzwang, um gegen die Krise, die gewaltig, wie hier und anderswo die kapitalistische Gesellschaft erschüttert hat, anzugehen, einen wilden Widerstand entgegengestellt.
In einem internationalen Krisekontext ist die Verschlimmerung der Antagonismen zwischen den kapitalistischen Halsabschneidern unvermeidbar und die Erschwerung der interimperialistischen Annspannungen; die Vermehrung dieser Kriegsherde, als "natürliche" Terrains wo diese Antagonismen offen losplatzen und dies ohne den Willen der verschiedenen bürgerlichen Parteien, bilden unsere tägliche Wirklichkeit. Der Krieg ist hier und jetzt und nicht nur anderswo oder später. In Permanenz bereitet und macht jede bürgerliche Partei den Krieg. Unter anderem, indem sie uns den sozialen Frieden aufzwingt und neue Maßnahmen, wie Entlassungen, Lohn und Geldbewilligungssenkunden, Temposteigerungen, Disziplin... permanent gegen unser Leben und unsere Kampfsbedingungen richtet.
Dieser krieg in Ex-Jugoslawien ist auch ein Schritt weiter hin zu dem verallgemeinerten Krieg durch die "Annahme" (eine durch den Terror und die fortdauernde Erpressung aufgezwungene "Annahme") von allen - und wir beziehen uns hier auf die Proletarier, die in Europa und anderswo passiv diesen Krieg hinter den Bildschirmen ihrer Fernsehgeräte verfolgen - des Krieges als "natürliche" Perspektive für eine Gesellschaft in der Krise. Da die Krise "natürlich" ist, werden es die Arbeitslosigkeit, das Elend und die Opfer von aller Art auch. Man wehrt sich nicht mehr, man macht den Buckel ("Es gibt Schlimmeres"), man opfert sich auf. Und in dieser Logik werden sie bald selbst den Abmarsch zur Front akzeptieren!
Dies hat nichts Überraschendes, da die Mehrheit der Proletarier in der Welt, insbesondere in Europa, sich in dem patriotischen und bürgerlichen ideologischen Rahmen, von dem "Pazifismus", dem "Antiimperialismus" oder dem "Antifaschismus" gefangen finden. Dies hat nichts Überraschendes, wenn wir feststellen, daß das internationale Proletariat nicht in der Lage ist, heute sein revolutionäres Wesen, welches sein kommunistisches Projekt trägt, zu behaupten.
Solange wir Konsumenten und passive Zuschauer gegenüber unserem elenden Leben bleiben, solange wir "nützliche Idioten" bleiben, kann alles geschehen und es ist nichts Ernstaunlisches, daß morgen die guten Bürger aus irgendeinem Grunde anfangen, einander zu töten! Nachbar gegen Nachbar, Kollege gegen Kollege, Proletarier gegen Proletarier.
Wir sind gegen alle Lager, gegen das kroatische, das serbische, das bosnische, das slovenische oder das kosovarische, gegen die "internationale Gemeinschaft" (was ja nur ein anderer Name ist, um diese Verbrecherbande der terroristischen Staaten, die uns Tag für Tag unterwerfen und ausbeuten, zu bezeichnen); französich, amerikanisch, russisch, deutsch, italienisch, englisch, ägyptisch, iranisch,... wer er auch sei. Wir haben kein Vaterland! Patriot sein bedeutet, ein Mörder zu sein!
Und für's erste greifen wir den bürgerlichen Bruchteil an, der uns direkt die Spitze bietet, weil wir im Kampf gegen "unsere eigene Bourgeoisie" unseren Internationalismus, unsere Kampf- und Interessenidentität mit den Proletariern in Ex-Jugoslawien und anderswo, praktisch behaupten. Unser Internationalismus bedeutet nicht "etwas tun für die Proletarier von anderswo", sondern Teil desselben Kampesf zu sein, die Interessen- und Kampfgemeinschaft, die wir mit unseren Klassenbrüdern teilen, hier und überall zu behaupten. Revolutionärer Defätismus, das heißt der Kampf für die Niederlage "unserer eigenen Bourgeoisie"!
Die Wichtigkeit dieses letzten Punktes wird umso augenscheinlicher, wenn man das praktische Einverständnis (abgesehen natürlich von allen ihren Absichtserklärungen) festellt, zwischen allen Bruchteilen des kapitalistsichen Weltstaates und deren verschiedener Politik, die objektiv zum verallgemeinerten Gemetzel an unsere Klassenbrüdern führt.
Die Rolle der imperialistischen Mächte ist klar, sie sind im Krieg in Ex-Jugoslawien direkt mit verwickelt. Alle Bruchteilen der bürgerlichen Gesellschaft tragen völlig zur Fortsetzung der Gemetzel bei; neben ihrer Rolle bei der Auslösung des Krieges, die sie spielten, indem sie durch die Anerkennung der Unabhängigkeit von Slovenien und Kroatien das Zersplittern Jugoslawienges gerechtfertigt haben; neben ihrer Riesengewinnen so, wie in jedem Krieg durch den Waffenhandel; neben der Nützlichkeit dieses Krieges für sie als Experimentierfeld; neben dem heuchlerischen internationalen Embargo, daß es dem in Serbien an der Macht installierten Kadaver als ersten erlaubt, die nationale Einigkeit anzustiften; neben der nützlichen Propaganda zum Beispiel über "die Verteidigung der Werte der freien Welt" oder über den "Wahnsinn der Menschen", die sie dank des Krieges "daheim" entwickeln können,... vergessen wir nicht, daß diese Staaten auch direkt auf dem Terrain eingreifen (niedermetzeln) durch die Vermittlung der NATO und der UNO mit dem heuchlerischen Vorwand, daß es sich um Operationen zur Friedenserhaltung handelt. Wenn Du den Krieg machen willst, dann rede vom Frieden! So, wie im Golfkrieg!
Wir kämpfen nicht für "den Frieden", wir sind keine Pazifisten! Kapitalistischer Krieg und kapitalistischer Frieden sind untrennbar; unser Kampf ist beiden entgegengesetz! In dieser unempfindlichen Gesellschaft wäre es der höchste Grad des Radikalismus, das Eingreifen der UNO zu "beanspruchen", um den Frieden wiederherzustellen. Es gibt keinen schlimmeren Blinden, als den der sich nur weigert, zu sehen. Nieder mit der UNO, nieder mit den Mördern mit "menschlichem Gesicht"! Sie sind nicht neutral, sie sind unsere Feinde und sie verdienen, als solche behandelt zu werden.
Die humanitären Kampagnen dienen nur als Erpressungsmittel, um die Kontrolle über die Proletarier zu verstärken, zudem geschieht es im Namen der UNO, daß man in Bosnien-Herzegowina die Proletarier zwingt, die Waffen zurückzugeben um dann passiv, gleich dem Rindvieh in den Schlachthäusern, auf ihre Ermordung auf den Schlachtfeldern zu warten.
Die Friedenspläne sind nichts als die Bestätigung durch die "Internationale Gemeinschaft" alles dessen, was sich auf dem Terrain abspielt, Das sind die Deportationen, die schlechte Ernährung und die Hungersnot, die Seuchen, die systematischen Vergewaltigungen,... kurz, dies ist der totale Ausbruch des staatlichen Terrors und die UNO ist daran voll und ganz beteiligt, so wie es im Übrigen die Nicht- Regierungsorganisationen auch sind (sowie es vor kurzem der Präsident von "Arzte ohne Grenzen" erklärte, indem er eingestand, daß die Handlungen seines Vereins die "ethnischen Säuberungskampagnen" erleichterten). Die Nicht- Regierungsorganisationen sind nur Marionetten in den Händen der Generäle.
Der Staat verfolgt immer die "Aufwiegler"; alle, die sich ihm, seinem sozialen Frieden und der nationalen Einigkeit entgegenstellen. Denn er weiß, daß seine Herrschaft auf die Gesellschaft prekär ist. Diese Herrschaft stützt sich hauptsächlich auf seine Fähigkeit, die Proletarier zu entzweien, sie in bürgerlichen Polarisierungen gefangen zu halten (daher die Wichtigkeit der ideologischen Mystifikationen) und jede Kampfäußerung gegen die Ausbeutung und gegen den Staat erbarmunglos zu unterdrücken. Die Beschlagnahme der Gesellschaft durch den Staat ist aber nicht lückenlos. In Belgrad zum Beispiel, im März 1991 überflog eine Demo der "legalen Opposition" ihr eigentliches Anfangsziel und entartete dann in klassischen Gefechten mit den Ordnungskräften. Mit den Ruf "Milosevic-Saddam, schickt sie in die Wüste", zogen 100.000 Proletarier in Richtung Stadtzentrum. Ein Teil von ihnen, die kampflustigsten, griffen die Warenhäuser und Banken an, verbrannten die "jugoslawischen" und die "serbischen" Nationalfahnen. Die Armee schritt ein. Sie brauchte vier Tage, um die "Ordnung" wiederherzustellen, um die defätistische Handlung der Proletarier zu brechen.
Wir sind nicht hilflos, wir sind reich an der historischen Erfahrung unserer Klasse, wir eignen uns unser kollektives Kampfgedächtnis wieder an; dies verschafft uns den Klassenrahmen für unsere Tätigkeit und erspart es uns, die selben Fehler jesdesmal wieder zu begehen. Wir wissen auch, daß unser Kampf wirkliche Lebensperspektiven bietet, was wir dagegen auf der anderen Seite zerstören wollen, ist das Nicht-Leben, das Elend, die Ausbeutung! Das gibt uns unsere Kühnheit!
Ohne uns Illusionen zu machen, angesichts unserer Versprengtheit und unserer Einsamkeit, angesichts der herrschenden Stimmung von Sektierergeist und Mißtrauen gegenüber jedem Versuch einer zentralisierten Führung, können wir, um der revolutionären Tätigkeit Leben zu geben, im heutigen Zustand nur danach trachten, eine Minimalstufe von Lastübernahme der gemeinsamen Kampfsperpektiven zu erreichen; dies mit denen, die gegen den kapitalistischen Krieg und den kapitalistischen Frieden sich auf dem Handlungsterrain befinden (Denunziation der Nationalisten, der UNO und aller imperialistischer Mächte, Ausweitung der Information, direkte Unterstützung der internationalen Genossen, Erklärung und Übernahme der Ziele und Mittel des kommunistischen Kampfes,...).
Die Abfassung und die Verbreitung dieses Manifestes in verschidenen Sprachen erlaubt es uns, unsere Tätigkeit zu zentralisieren, mit anderen Revolutionären in Kontakt zu kommen, das Lager derer, die mit uns dieselben internationalistischen Perspektiven verteidigen, zu befestigen, die Bedürfnisse der Proletarier, die gegen den Krieg und gegen das Elend aufstehen zu äußern und durch unsere Entschlossenheit den Umfang unserer Verweigerung zu erweitern.