KOMMUNISMUS

Diktatur des Proletariats für die Abschaffung der Lohnarbeit

Zentralorgan auf deutsch der Internationalistischen Kommunistischen Gruppe (IKG)


KOMMUNISMUS Nr.3 (Januar 2008):

Wenn sie uns zwingen, die Barbaren,
Soldat zu spielen noch einmal,
wir werden unsre Kugeln sparen
für unsren eignen General.

Die Internationale - Eugène Pottier, Juni 1871



Vorwort

Unsere Gruppe gibt hier auf Deutsch, nach sieben Jahren, ihre dritte Zeitschrift „Kommunismus“ heraus. Diese Herausgabe entspricht unserer Stärke aber auch unserer Schwäche, weil wir die deutsche Sprache nicht meistern. Leider trägt diese Tatsache nicht bei, die gegenseitigen Verbindungen zu verstärken. Deshalb entschuldigen wir uns bei den deutschsprachigen Genossen, die sich anstrengen, uns zu lesen, und die mit uns arbeiten möchten.

Unserer internationalistischen Praxis entsprechend, kämpfen wir, um Zeitschriften in zahlreichen Sprachen regelmäßig zu veröffentlichen. Gegenwärtig ist das nur möglich auf Französisch und auf Spanisch. Doch haben wir schon Zeitschriften in elf Sprachen (und Texte auf Türkisch z. B.). Siehe unsere Website…

In dieser Zeitschrift finden sich folgende Texte:

Der Kapitalismus am Werk: Dresden 1945

Dieser Text wird auf Französisch in „Communisme“ Nr.42 (Dezember 1995), auf Spanisch in „Comunismo“ Nr.39 (November 1996) und auf Englisch in „Communism“ Nr.10 (Juni 1997) herausgegeben.

Infolge dieses Textes fügen wir einige durch einen Leser gesandte zusätzliche Informationen hinzu. Wir betonen den wertvollen Charakter einer solchen Initiative, die die revolutionäre Presse lebendig macht. Die IKG behauptet nicht, die höchste Wahrheit zu besitzen. Im Gegenteil haben wir in all den von dem Kampf erforderten Gebieten unsere Schwächen oft ausgedrückt. Wir appellieren regelmäßig an unsere sympathisierenden Genossen, diejenigen die unsere Presse lesen, die mit uns diskutieren, damit sie uns helfen, eine kommunistische Presse verwirklichen, unsere Kampfgemeinschaft bestärken. Wir nehmen die Gelegenheit wahr, um noch einmal an diesen Genossen zu appellieren, damit wir zusammen arbeiten, damit wir unsere kämpferischen Erfahrungen über die Grenzen, über die Sprachenunterschiede, über unsere Eigenheiten hinaus konfrontieren.

Der invariante Standpunkt der Revolutionären dem Krieg gegenüber: die Bedeutung des revolutionären Defätismus

Dieser Text wird auf Französisch in „Communisme“ Nr.49 (September 1999), auf Spanish in „Comunismo“ Nr.44 (September 1999), auf Englisch in „Communism“ Nr.12 (Juni 2001) und auch Kurdisch, Griechisch und Tschechisch herausgegeben.

Verschiedene Beiträge anderer Gruppen über den Kampf in Irak

Diese Texte werden auf Französisch in „Communisme“ Nr.57 (Juni 2005) und Nr.58 (März 2006) auch auf Spanisch in „Comunismo“ Nr.53 (September 2005) herausgegeben. Es handelt sich um drei Auszüge aus einem auf italienisch herausgegebenen Buch mit dem Titel „der Funke im Pulverfass - Krieg und Sozialeguerilla in Irak“, und um ein Flugblatt aus Argentinien.



Der Kapitalismus am Werk:

Die Bombardierung auf Dresden - Februar 1945

* * *

Zu jeder bürgerlichen Gedenkfeier, schöpfen die Fachleute der historischen Verfälschung ihr ganzes Talent aus, um ihre Beherrschung über die an Gedächtnisschwund leidenden Bürgermasse zu verstärken. 1989 schon, mit dem zweihundertsten Jahrestag der sogenannten französischen Revolution (1), hat die Bourgeoisie die gesäuberte Herrschung der Demokratie und ihrer hochheiligen bürgerlichen „Menschenrechte“ gefeiert: „Freiheit“ um unsere Arbeitskraft zu verkaufen, „Gleichheit“ in der Ausbeutung und „Brüderlichkeit“ für Verbrüderung zwischen den Klassen. Bei der „Wende“ hat sie den „Sieg der Demokratie über den Totalitarismus“, „den Zusammenbruch des Kommunismus“ und ja sogar „das Ende der Geschichte“ entschieden austrompetet.

Die widerlichen Gedenkfeier der „Befreiung“ gehen von derselben Strategie aus. Die Propagandafeldzüge der Demokratie wenden sich direkt an die atomisierten Einzelwesen, die Grundkerne dieser Gesellschaft, um alle hinter der Verteidigung des Staates zu sammeln, zu integrieren, zu vereinigen. Heute haben die mit Laserstrahl und Dezibel auf der Straße oder im überfüllten Stadion Riesenmedienshows, die einstigen großen Nazimessen wie der Parteitag in Nürnberg und die militärisch disziplinierten Fackelzüge ersetzt. All diese Mobilisierungen stehen tatsächlich im Einklang und stimmen zusammen der fiktiven Gemeinschaft des Kapitals zu. Behauptete Hitler schon nicht mit seinem größen-wahnsinnigen Anspruch, wie „unsere“ Fachleute und heutige Wirtschaftler, er habe der Klassenexistenz für wenigstens Tausend Jahre ein Ende gemacht ? Faschismus oder Antifaschismus manipulieren genauso gut die Mengen und ihre Rührungen. Während dieser großen kollektiven Messen, behauptet sich voll und ganz das bürgerliche Projekt für das, was es ist: eine gehärtete Logik des Handelswertes, deren einzige Sehweise des menschlichen Werdens diese der kapitalistischen Produktionsweise ist.

Die Zustimmung des Einzelwesens zum Vaterland, zu der Bürgergemeinschaft zu erlangen, muss den täglichen Krieg zwischen den, die alles besitzen und den, die nur ihre Arbeitskraft haben, endgültig verdecken. Jede Kritik ist so verbannen, jede Infragestellung der offiziellen Geschichtsschreibung entspricht dem „Revisionismus“. So haben die faschistischen, antifaschistischen oder anderen Mythen, nicht nur als Hauptfunktion, dass die Bürger mit dem Staat fraternisieren, sondern auch als Ventil, damit jeder über seine Zukunft aber vor allem über die des zum Krieg rüstenden Kapitals beruhigt wird.

Hinter diesem einstimmigen Konzert verborgen, werden die wirklichen Ursachen und Ziele des Krieges 1939-45, der, wie aller anderen Kriege, die Welt mit Feuer und Schwert verwüstete, durch eine vielseitige verkaufsfördernde Medienkampagne für „das Grauen der Konzentrationslager“, „die Nazigrausamkeit“, „die Kriegesausschreitungen“,... mehr denn je vertuscht. Einerseits „die Guten“, andererseits „die Bösen“. Außer dieser Wahrheit, keine Rettung! Die Antifaschisten (2) vertuschten schnell ihre eigenen Blutbäder hinter den Grausamkeiten ihrer faschistischen Mitbewerber. Die bürgerliche Polarisation Faschismus/Antifaschismus entfaltet sich nochmals wieder, wie die beiden Backen derselben Falle, um die Einreihung der Proletarier in zwei feindliche Lager zu organisieren, was dazu unerbittlich führt, eine neue „Endlösung“ des Sozialantagonismus vorzubereiten: DEN KRIEG!

In diesem Kampf zwischen dem antifaschistischen und faschistischen Lager, hat dennoch keiner das Monopol im Bereich des „Schreckens“ und der „Barbarei“. Beide Mitbewerber, die nach neuen Gewinnsmöglichkeiten hemmungslos streben, haben dieselbe durch das Kapital vorgeschriebenen Erfordernisse beantworten, um die Vernichtung und den Tod, auf eine bis dahin niemals erreichte Höhe, hinzubringen. Die totalitäre Herrschaft der Demokratie, erhabener Ausdruck der kapitalistischen Zivilisation, konkretisiert sich so in der Zeiten der menschlichen Vorgeschichte, das heißt, die Zeiten der KZ, der Atombomben, der Schlachtfelder, der massiven Bombardierungen, der Kriege zum bitteren Ende. Unter diesen Ausdrücken hat sich die ganze Negation des Gattungswesens durch die Klassengesell- schafften zu einem noch bis dahin unbekannten Maß verwirklicht. Was diesen schrecklichen Krieg von 1939 bis 1945 betrifft, werden wir hier sehen das, was die englischen, amerikanischen, russischen Bürger, die Alliierten, die Antifaschisten... in ihre Fähigkeit den Tod zu organisieren, die Faschisten nicht zu beneiden brauchten.

Der Greuel kommt vom Himmel

Schon ab 1940 stellen die englischen Strategen den „Bomber Command“, Stabsquartier der Bomber, auf, mit dem Ziel, den Tod und die Vernichtung auf die deutschen Städte massiv zu verbreiten. Um diese Einstellung einer wirklichen Terrorsstrategie zu begründen, um ihre Entfesselung ideologisch zu rechtfertigen, gebraucht die englische Bourgeoisie die Bombardierungen ihrer deutschen Mitbewerber auf London und Conventry im Herbst 1940 und auf Rotterdam, deren Tragweite absichtlich übertrieben wurde. Mit solcher inszenierten ideologischen Beeinflussung, können dann die alten Haudegen ihr ganzes Henkerswissen in den Dienst des kranken Kapitalismus stellen. Ab März 1942 behaupten sie:

„Ein erweiterter Bombardierungsangriff könnte die Moral des Feindes untergraben, sofern er gegen die Arbeiterwohnviertel (wir unterstreichen) der 58 deutschen Städte mit einer Bevölkerung von 100.000 Einwohnern gezielt wird. Zwischen März 1942 und halb 1943muss es möglich sein, ein Drittel der ganzen Bevölkerung Deutschlands obdachlos zu machen.“ (Professor Lindemanns Endbericht von 30. März 1942 auf Bitte des Bomber Commands)

Wenn die Bourgeois unter sich den Vorteil haben, klar zu sein, stellt sich schnell eine zweite Rede auf, um unter den Leuten der „freien Welt“ den Glaube zu verstärken, dass das antifaschistische Lager den Krieg mit Menschlichkeit organisiert. Man muss selbstverständlich die Barbarei und die Grausamkeit so vorstellen, als ob es nur dem anderen Lager vorbehalten wäre. Die Täuschung von sich selbst steigernd, erweist es sich notwendig ihre Wirkung auf die dem kriegerischen Projekt der Bourgeoisie untergeworfenen Massen zu verstärken, indem sie ihnen folgendes anvertraut:

„Der Bomber Command bombardiert nur zu Militärzwecken und zielt nur militärisch auf. Jede Anspielung auf Angriffe gegen Arbeitsgebiete oder Zivilzonen ist als Unsinn zurückzuweisen und als eine Verletzung der Ehre der Flieger, die ihr Leben für das Vaterland opfern...“ Alle Lügen, die die unheimliche Wahrheit tarnen sollen, werden die Bourgeoisie mit dem Zynismus, welcher sie charakterisiert, daran nicht hindern, das Ziel dieser Bombardierungen weiter festzulegen: das Blutbad systematisieren. „... es ist klar, dass die Zielpunkte die erbauten Zonen sein müssen und nicht, zum Beispiele, die Docks oder die Fabriken. Das muss ganz und gar klar sein, falls man das noch nicht verstanden hätte.“ (Bericht des Führungsstabs der Luftwaffe: Sir Charles Portal 14. Februar 1942)

Nach drei Einstellungsjahren von verschiedenen Bombardierungsstrategien, ist der Präzisionsgrad des Terrors mehr als schätzenswert. Von nun an, werden Hunderte von viermotorigen aufeinander folgenden Flugzeugen an die Bombardierungen einer einzigen Stadt teilnehmen. Die erste und blutige Illustration dieser Wirklichkeit war die Bombardierung von Wuppertal im Mai 1943 dort, wo die Militärziele auf Eberfeld erst systematisch vermieden wurden, zum Schaden der Arbeiterwohnviertel von Barmen.

Aber das antifaschistische Lager, sowohl sein faschistischer Mitbewerber, wird noch sich selbst übertreffen, was die Organisation des Terrors betrifft. Das Kapital, durch die Entwertung getroffen wie durch einen Krebs, wird mit der Steigerung seiner Zerstörungsfähigkeit nur eine vorläufige Linderung finden. Mit dem Krieg gelangt dieses in den letzten Zügen liegende System seine produktive Basis höchstens und völlig umzuwälzen und dabei neue Bedingungen zu erschließen, um eine neue Aufwertungsstufe zu garantieren. Die reine materielle Zerstörung der Produktionsmittel ist eigentlich die Fortsetzung des Handelskrieges zwischen den Mitbewerbern aber auf einer höheren Ebene, denn der offene Krieg siegt nicht nur im Bereich der Entwicklung von den Produktivkräften, sondern auch in seiner Weiterführung: der Militärwirtschaft. Kein Wunder also, dass neue Erfindungen, Technologien, Begriffe in dieser Zeit aufkommen. Noch immer in dem Tod übertreffen sich die anbetenden Weißkittel des Goldenen Kalbs. Während die V1 Raketen geduldig auf die faschistische Seite ausgearbeitet werden, dagegen leitet die Bombardierung von Hamburg durch die antifaschistische Luftwaffe im Juli 1943 das Zeitalter der Feuerstürme ein. Tatsächlich werden mehr als 50.000 Menschen durch zahlreiche Brandbomben getötet und zugleich 40.000 Leute verletzt. Das Stadtzentrum wird ganz zerstört. Ohne über die Zahl der Toten zu polemisieren, erreicht die Gesamtzahl der Opfer in Hamburg diese der Engländer, die durch die deutschen Bombardierungen während des ganzen Krieges getötet werden. Danach kommt Kassel dran dort, wo ungefähr 10.000 Zivilisten im Oktober 1943 in einem gewaltigen Flammenmeer ums Leben kommen werden. Die Feuerstürme verwirklichen die Fähigkeit des Kapitals immer mehr den Tod zu verfeinern und zu rationalisieren.

„... das plötzliche Verbinden von zahlreichen abgelegenen Feuern verursacht eine solche Lufterwärmung, dass ein stürmischer Aufwind sich ereignet, welcher seinerseits die frische Luft von allen Seiten bis zum glutroten Zentrum der Zone anzieht. Dieses außerordentliche Ansaugen verursacht Luftbewegungen, die heftiger sind als die übliche Windstärke. In Meteorologie wechseln die Wärmunterschiede von 20 bis 30° C. In diesem Brand sind sie in der Größenordnung von 600, 800 oder sogar 1.000 °C. Dies zeigt die durch die Feuerstürme verursachte kolossale Windstärke. Keinerlei zivile Schutzmaßnahme wird solche Feuerstürme nie beherrschen können, wenn sie einmal losbrechen. Sie sind wirkliche Monster, die durch die Menschen produziert werden (nämlich durch das Kapital: die Redaktion) aber keiner Mensch wird sie beherrschen können.“ (Bericht des Polizeileiters von Hamburg nach der Bombardierung im Juli 1943)

Die einzige Antwort auf diesen menschlichen beispiellosen Völkermord ist in Betonzufluchtsstätten zu finden, wo die Bewohner wie verrückte Tiere zusammengepfercht sind, mit der Hoffnung den Explosionen und Flammen so zu entkommen. Aber mitten in diesen überhitzten Bunkern krepieren unausbleiblich Männer, Frauen und Kinder entweder an Sauerstoffmangel oder wie Fleisch vom Rost.

„Wenn die Hilfsmannschaften sich nach mehreren Wochen einen Weg nach den hermetisch verschlossenen Bunkern und Zufluchtsstätten bahnen könnten, die darin stehende Hitze war so heftig, dass nichts mehr von den Bewohnern übrig geblieben war: nur eine dünne wellenförmige Schicht von grauen Aschen war in einem Bunker zu finden; man überschlug die Zahl der Opfer zwischen 250 bis 300 (...). Die ungewöhnlichen Temperaturen in diesen Bunkern wurden außerdem durch die Tümpel von geschmolzenem Metall bewiesen, welche früher Töpfe und Kochgeräte waren, und in den Zufluchtsstätten mitgebracht wurden. (3)

Vor dem Ausmaß der zivilen Bevölkerung angerichteten Schäden, kommt dann eine Folge von Fragen. In der tat war es unmöglich all diese Bomben abzuwerfen, ohne diese grauenhaften Verwüstungen bei der Zivilisten zu verursachen. Die antifaschistische Regierung antwortet stets darauf mit derselben Sicherheit und Arroganz:

„... keine Anweisung wurde gegeben, Wohnhäuser zu zerstören... die Ziele des Bomber Commands sind immer militärisch.“ (Staatsekretär der Luftwaffe Sir Archibald Sinclair. 31. März 1943)

Deshalb in der Welt der Lügen als einziges Denksystem, schluckt der brauchbare Dummkopf des Kapitals die herrschende Rede weiter. Das unerträgliche Wiederkommen der Bombenflugzeuge kündigt die zukünftigen Versprechungen an, gute Geschäfte nach Ende des Blutbades zu machen. Während des Jahres 1944 ist die Bombardierungstechnik so perfektioniert, dass kein Quadratmeter in den Wohnungszonen erspart bleibt. Deshalb werden die Luftangriffe auf Königsberg (Ende Augustus), Darmstadt (September), Braunschweig (Oktober), Heilbronn (Dezember), Bremerhaven usw. mehrere Dutzende von tausend Menschenleben fordern, die in die Falle dieses Flammenmeer gehen werden. Die ideologische Indoktrinierung bleibt total. Tagaus, tagein Hunderte von Bombern fliegen von Engeland ab, um in Deutschland Tausende von Bomben abzuwerfen. Für den Mann von der Straße entspricht dieses der richtigen Antwort auf die Schrecken der anderen Seite.

Während die öffentliche Meinung die durch ihre Meister ausgeheckten Dummheiten wiederholt, andere auf beiden Seiten arrangieren sich, um jede Spur dieses mit völliger Sachkenntnis organisierten Blutbads zu verwischen. Es erklärt so der amerikanische General in derselben Augenblick:

„Keinesfalls würden wir den Historikern dieses Krieges erlauben, uns anzuklagen, strategische Bombardierungen gegen den kleinen Mann gericht zu haben.“

Dennoch, fünfzehn Tage vor dieser Erklärung, hatte ein amerikanischer Luftangriff auf Berlin den Tod von 25.000 Menschen verursachen, da, was dieser betresste Schakal durchaus nicht ignoriert konnte. Man wird den Gedanken nicht los, dass es dieselben Lügen und derselbe Zynismus sind, welche während des ganzen 1991Golfkrieges angewendet worden sind. Es handelt sich doch um eine lange und dauerhafte Tradition, nicht nur in der Armee der USA, sondern auch bei der Bourgeoisie von gestern wie von morgen. Der einzige Zweck dieser Lügen ist die Riesenbemühungen dieser kapitalistischen Gesellschaft zu tarnen, um ihre Terror- und Zerstörungsausrüstung zu perfektionieren. Der Krieg ist für sie ein Riesenlaboratorium, das von technologischem Experimentieren lebt, aber vor allem eine riesenhafte Profitquelle.

Wenn das faschistische Lager das ausnützen wird, um manche wissenschaftliche Entdeckungen, wie die V1 und V2 Raketen, dank den Sklaven der KZ, zu entwickeln, was muss man sagen von ihren direkten Mitbewerbern? Immer mehr größere, stärkere und zerstörerischere Bomben werden systematisch ausarbeiten. So vor dem Leistungsmangel der traditionellen Bomben, die ihr Ziel selten erreichen, werden die durchbohrenden Bomben mit dem Erfolg ausgearbeitet werden, dass ein Maximum von Proletariern massakriert wird. Während der Bombardierungen suchen die Menschen in unterirdischen Deckungen oder in Kellern Schutz. Man muss aber wissen, dass der Einschlag der traditionellen Bomben nur die höchste Stelle des Gebäudes beschädigt. Die Bourgeoisie besitzt aber Genie und das wissenschaftliche Gesindel, das in Dienst dieser steht, erfindet eine Waffe imstande, den menschlichen Körper bis im tiefsten des Unterschlupfs zu treffen. Also zum ersten Einschlag explodiert die neue bombe noch nicht, sie geht erst durch das Dach, dann durch den Fußboden der Stöcke hindurch und explodiert nur bei der Berührung mit dem Massivbau der Keller.

Der Höhepunkt des Terrors: die Bombardierung von Dresden

Vor allem werden die Arbeiter die Opfer dieser Luftangriffe sein, deren Höhepunkt im Februar 1945 Dresden wird. Das ist unverständlich für diejenigen, die sich Illusionen über die Menschlichkeit des antifaschistischen imperialistischen Lagers machen. Vom streng militärischen Standpunkt aus, darf man das zusätzliche Blutbad keinesfalls rechtfertigen, denn Deutschland war schon kaputt, außer dem baldigen Ende des Krieges und dem offensichtlichen Wille der bürgerlichen Siegerfraktion, alles zu zerstören, was noch zu zerstören war.

In Dresden gab es weder die geringste strategische lebenswichtige Industrie, noch die geringste wichtige Militäranlage. Deshalb war die Stadt einen Zufluchtsort für Hundert von Tausenden Leuten, die vor den Bombardierungen und dem Vormarsch der gleichfalls massakrierenden Sowjetarmee flüchteten. Irregeführt durch die Propaganda der Alliierten und überzeugt, dass Dresden niemals bombardiert würde, ballten sich all diese Flüchtlinge in die zahlreichen Krankenhäuser der Stadt zusammen und stürmten die Schulen, die Bahnhöfe usw. Die britische Regierung ignorierte diese Tatsachen nicht und es war derart wahr, dass selbst bestimmte Militärführer des Bomber Commands ernste Vorbehalte hinsichtlich der Gültigkeit eines solchen Ziels geäußert hatten. Der Krieg war beinahe zu Ende, die deutschen Truppen wichen auf allen Fronten zurück und lösten sich auf. In diesen Umständen war es tatsächlich schwer jemandem, selbst den Flieger weiszumachen, dass die Organisation des größten Blutbads in diesem Krieg irgendein Militärziel hatte. Darauf wurde es ihnen schroff antwortet, dass Dresden ein vorrangiges Ziel war: mitten in Yalta Konferenz und dem schnellen Vormarsch der sowjetischen Truppen gegenüber, erlaubten diese Bombardierungen in einer stärkeren Lage zu sein.

Am 13. und 14. Februar 1945 wird dann die Stadt bombardiert. Die Bourgeoisie ignoriert nicht, dass ungefähr anderthalb Millionen Leute sich dort befinden, darunter manche Flüchtlinge aus Schlesien, viele Verletzten, Kriegsgefangene, Verschleppte und Zwangsarbeiter... Für das erste Mal wird die größte Tonnage von Bomben während zwei Nächte abgeworfen: ungefähr 3.000 Tonnen, darunter 650.000 Brandbomben, verursachen das Riesenflammenmeer dieses Krieges mit einem Wind von mehr als 200/300 Stundenkilometern. Dresden wird acht Tage lang verbrennen, das Flammenlicht ist bis mehr als 300 Kilometer zu sehen! Einige Stadtteile sind so glühend heiß, dass mehrere Wochen notwendig sind, um zu den Kellern zu gelangen. Die verschiedenen Mordbomben werden gebraucht: Phosphor, Napalm... Die Leute als menschliche Fackel springen in die Elbe, wo sie weiter brennen, die Feuerlawine läuft vom Stadtzentrum ab bis in die Elbe, wo sie verbrennt. Durch Zersplitterungsbomben geköpfte Leichen liegen auf den Straßen herum. Von 35.000 Wohnungen sind nur 7.000 stehen geblieben. Das ganze Stadtzentrum ist auf einer Fläche von 18 Quadratmetern verschwunden. Die meisten Krankenhäuser werden zerstört werden, indem die Gleise kaum beschädigt und weder der Militärflugplatz noch die wenigen Industrien in der Nähe gezielt worden sind.

Die Intervention ist methodisch verlaufen: selbst der Wind wurde berücksichtigt, damit die Feuerbrunst sich mit einer furchtbaren Raschheit entwickeln konnte. In der Nacht vom 13. zum 14. Februar 1945 werden mehr als tausend englische Bomber Schrecken verbreiten. Tags darauf treten amerikanische Bomberflugzeuge die Nachfolge an und werfen noch 771 Tonnen von Brandbomben ab, darunter eine große Zahl von Zeitbomben. Diese „Neuerung“ wird dem Bomber Command noch eindrucksvollere Erfolge garantieren. Diese Bomben, die mehrere Stunden nach dem Vorbeifliegen der Flugzeuge explodieren, werden nicht nur Leute töten, die den Brand auszulöschen versuchen, sondern auch all die unvorsichtigen Menschen, die in Flammen stehende Stadt flüchten. Die Bilanz dieses unbestrittenen höchsten Ausdruck der Zivilisation und des Fortschrittes übersteigt die Ziffer von 250.000 Toten, fast alle Zivilisten, ohne über Dutzende von Tausenden Verletzten zu sprechen: Verletzten mit Verbrennungen, Sterbenden, Krüppeln, Wahnsinnigen...

„... ungefähr zehn Tage nach den Bombardierungen hat eine Gefangenengruppe die Treppen eines Untergeschosses frei gemacht aber sie weigert hineinzugehen; etwas außerordentliches war darin geschehen. Die Männer waren mit düsterer Miene draußen geblieben, als der Zivildirektor, der mit gutem Beispiel vorangehen wollte, in den Keller mit einer Karbidlampe in der Hand hinunterging. Kein üblicher Fäulnisgeruch war zu spüren, was ihn beruhigte. Die letzten Treppen waren glatt. Der Kellerboden war mit einem flüssigen Blut- Fleisch- und Knochengebräu auf eine Dicke von ungefähr dreißig Zentimetern; eine kleine Sprengbombe war durch die vier Etagen des Wohnhauses hindurchgedrungen und hat in dem Keller explodiert. (...) Dem Concierge nach waren ungefähr 200 oder 300 Personen in dem Keller an diesem Abend.“ (Hans Voigt Leiter der Abteilung Tote, mit dem Saubermachen von Leichen in der Stadt beauftragt)

Angesichts des Epidemierisikos wird das Stadtzentrum verbotene Zone erklärt. Täglich werden Tausende von Körpern zum übrigen zentralen Platz der Stadt herumgeschleppt, um nach einem letzten Identifikationsversuch auf Scheiterhaufen von 400 bis 500 Leichen aufgestapelt und verbrannt zu werden. Ungefähr 70.000 Opfer werden so auf dem Altmarkt wegen prophylaktischer Gründe eingeäschert. Für das erste Mal in der Geschichte des Krieges sind die Überlebenden nicht zahlreich genug, um die Toten zu begraben. Die Apokalypse hat wie der Blitz auf dieser Gegend eingeschlagen. Während mehrerer Wochen wird sich ein entsetzlicher Fäulnisgeruch mit verbranntem menschlichem Fleisch über den Trümmern und in der Nähe verbreiten. Scharen von Hunden klappern die Trümmer nach Leichen ab. Dutzende von Tausenden verstörten, zerlumpten Gespenstern, wirklichen Todeskandidaten irren auf den Wegen und suchen Zuflucht. Es ist fast unmöglich mit Wörtern, sogar mit Ziffern, die richtige Bedeutung dieses wahren Grauens zu beschreiben. Unser Wortschatz genügt heute nicht, um den Hass, den Abscheu vor einer solchen systematischen, methodischen, wissenschaftlichen Organisation des Terrors, des Todes auszudrücken. Und der Abscheu vor den Heldentaten der antifaschistischen Bourgeoisie ist umso mehr tief als sie jede Kritik diesen Taten entgegen begraben hat, indem sie die systematische, methodische, wissenschaftliche Organisation des Terrors als das Monopol ihrer Mitbewerber genau denunzierte. So hat das Kapital einen entscheidenden Schlag geführt.

Der Schrecken, den die Bourgeoisie entfalten kann, ist grenzenlos. Die Flüchtlingskolonnen, die der mit Feuer und Schwert verwüsteter Stadt entfliehen, werden sogar von den Jagdflugzeugen beschossen. Gleichfalls werden die Hilfsdienste aus den Nachbarorten beschossen. Mit dem Befehl, Chemnitz in den folgenden Tagen zu bombardieren, wird das alliierte Kommando den Fliegern ohne schonende Vorbereitung erklären:

„Euere Gründe, in dieser Nacht dort zu fliegen, sind all den aus Dresden überlebenden Flüchtlingen den Gnadenstoß zu geben.“

Wie eine durch Blutgeruch betäubte Horde, appellieren diese Wachhunde des Kapitalismus an neuen mordgierigen Orgien, um ihre Leichendurst zu stillen. Die antifaschistische Allianz braucht die faschistische Koalition nichts zu beneiden, was die Ausgesuchtheit betrifft, mit der beide das Überleben dieser sterbenden Zivilisation garantieren. Innerhalb von 18 Monaten sind 45 von den 60 deutschen Hauptstädten ausgebombt, ganz zerstört und ausradiert worden. Bei vorsichtiger Schätzung werden mehr als 650.000 überwiegende Zivilproletarier während dieser Terrorluftangriffe ums Leben kommen. Sprechen wir nicht über diejenigen, die dieser Hölle entronnen sind und in Krankenhäuser oder Irrenanstalten weiter leben werden. Auf wirklichen Leichenhaufen wird der Sieg des antifaschistischen Lagers am 8. Mai gefeiert werden.

Es ist wirklich ein schöner Sieg, seine eigenen Verbrechen hinter den Schrecken der Mitbewerber verbergen können zu haben. Schöner Sieg ja, Leichenfelder zu feiern!

Krieg führen: Notwendigkeit des Kapitals

Je mehr das Kapital sich entwickelt, um so mehr werden seine Widersprüche immer heftiger. Keiner Zufall wenn der Krieg irgendwo auf der Welt ständig besteht, wenn er sich allgemein regelmäßig ausweitet. Der Konkurrenzkampf für Maximalprofit, der Handelskrieg oder der Krieg ganz einfach sind genauso lebenswichtig für die Kapitalisten wie das Einatmen für die Menschen.

Tatsache ist, dass die Gesellschaft nicht ohne Krieg leben kann. Der hier rein schematisch ausgedrückte Grund dafür ist, dass das Kapitalvolumen nimmt schneller zu als seine mögliche Wertsteigerung. Es gibt also eine zyklische Überproduktion von Kapital mit der Folge, dass die Aufwertung eines Teils des sozialen Weltkapitals die Aufwertung eines anderen Teils desselben sozialen Weltkapitals ausschließt. Die Unternehmensstilllegungen oder das Werfen von anderen fixen Kapitalien zum alten Eisen sind nie genug, um die Lage wieder herzustellen. Ein allgemeines Konjunkturtief ereignet sich regelmäßig unerwartet und führt unvermeidlich zu einer allgemeinen Entwertung jedes bestehenden Kapitals. In diesen Umständen kann das Kapital nicht rentabel gemacht werden, was zum allgemeinen Bankrott der wenigsten gewinnbringenden Kapitalisten normalerweise führen müssen. Die letzten, wie all die anderen, organisieren sich, um jenem unerbittlichen Gesetz des Kapitals Widerstand zu leisten. Der Krieg wird periodisch wirklich durch die auf verschiedenen zentralisierten Organisationsebenen, deren Ziel ist, diesen Krieg in den besten möglichen Bedingungen zu führen (Gesellschaften, Kartelle, nationale Staaten, Blöcke oder Versammlungen von Staaten). Dann ist der Krieg vorhanden wie eine Teilauflösung für die Probleme des Weltkapitalismus. Die Zerstörung eines wichtigen Teils des Kapitals verhindert sein eigenes Funktionieren, deswegen verbessert der Krieg tatsächlich die allgemeinen Bedingungen des ganzen sozialen Weltkapitals. Der Krieg erlaubt ihm also, auf einer anderen Basis, einen neuen Aufwertungszyklus in Gang zu bringen. Auf einer anderen Seite macht diese Auflösung das Problem für die zukünftigen Kapitalisten noch unlösbarer. Eine neue noch wichtigere als die vorige Überproduktionsphase wird zwischenkommen und die gewaltige Entwertung durch die Zerstörung von noch immer mehr Produktionsmitteln notwendig machen.

Der sogenannte zweite Weltkrieg entkommt diesen unveränderlichen Gesetzen des Kapitals nicht. Die Erklärung dieses Riesenblutbads ist nicht im Kopf irgendeines Hitlers, Stalins oder irgendeines Trumans zu finden, sondern nur im Schoß dieser Gesellschaften. Unter vielen fällt es auch vor allem den Proletariern schwer diese Gesellschaft als Klassengesellschaft zu erkennen. Statt dieser klaren Tatsache überschüttet die Bourgeoisie, die immer fertig ist, ihrer Öffentlichkeit Quatsch zu reden, den hominem democraticum Biedermann mit Gedenkfeiern, Militärparaden, Reportagen über die Psychologie irgendeines für das Kapital brauchbaren Dummkopf. Schließchlich ist das Ziel, die unannehmbare Kriegsbeteiligung zu erhalten, um sein sterbendes System zu retten.

Und schließlich was mit dem Proletariat?

Bis jetzt haben wir in diesem Text über das Proletariat als Objekt der Geschichte, als Kanonfutter, als Ausbeutungs- und Kriegsopfer gesprochen. Wir können diesen Text nicht herausgeben, ohne wenigstens die Tendenzen unserer Klasse zu erwähnen, um sich selbst als Subjekt zu behaupten, um für seine eigenen Interessen zu kämpfen, um den Kommunismus als einzige Behauptung unserer Menscheit aufzudrängen. Denn „das Proletariat ist ein ausgebeutete UND revolutionäre Klasse“ (K Marx), das heißt nicht, dass es entweder ausgebeutet oder revolutionär, entweder Objekt oder Subjekt ist, sondern, dass es dialektisch die beiden ist. Selbst wenn es am Ende des Krieges besiegt ist, wenn die Revolution auf der Tagesordnung nicht steht, wenn es in der bürgerlichen Faschismus/Antifaschismus Polarisation eingereiht ist und vor allem wenn es unter den Bomben und dem Terror vernichtet ist, manifestiert sich das Proletariat wie der alte Maulwurf von Marx. Tatsächlich manifestiert es sich als Subjekt immer irgendwo durch seine Kämpfe im Gegensatz zu einer Tendenz, die es als einfaches Ausbeutungsobjekt festmacht.

Wie wir es schon vorher gesehen haben, war die kriegerische Vernichtungsstrategie nicht nur eine interbürgerliche Konkurrenzfrage, aber vor allem ein Ziel, um ein Maximum von überzähligen Produktionskräften zu liquidieren. Wir können aber unsere Analyse auf diesen einzigen Aspekt der Frage nicht beschränken. Die Beseitigung dieser Scharen von Proletariern, die Beschießung mit diesen Tausenden Tonnen von Bomben auf die Arbeiterzonen setzen in die Tat die Fähigkeit unseres Klassenfeindes um, jeden proletarischen Spannungsherd vorbeugend niederzuschlagen. Wenn es dem in der interbürgerlichen Polarisation atomisierten Proletariat der 39-45 Jahre schwer fiel, sich als Proletariat zu erkennen, war die Bourgeoisie ihrerseits über ihre ideologischen Verschiedenheiten hinaus fähig, überall Gegenschlag zu führen, um das unpersönliche Interesse ihrer Weltstaat zu verteidigen.

Damit der vorige Aufstand sich nicht wiederholt, mußte der terroristische Einsatz der alliierten Luftwaffe nicht nur die deutschen Industriezentren zu bombardieren, aber auch die Großstädte, wo die Arbeiterviertel vor allem ausgewählt wurden, um das Größtmaß der Proletarier zu massakrieren.

Diese Vernichtung wurde als Sofortmaßnahme „begründet“, weil Arbeiterkampfgruppen ab 1943 in Europa wieder anfingen, der Ausbeutung Widerstand zu leisten. Viele bürgerlichen Mythen lassen die Meinung fortbestehen, dass der soziale Zustand am Ende des Krieges nicht unruhig war oder wenigstens in der Stimmung vom Faschismus befreiet zu sein. Im Gegenteil behaupten wir, dass lebensnotwendig gezwungene Proletarier das Schreckgespenst der sozialen Revolution damals im ganzen Europa heraufbeschwörteten. Eine gleiche Bewegung schien wieder aufzutauchen, um die Befriedigung unserer Bedürfnisse vorzubringen.

1945 war selbstverständlich 1918 nicht! ... Die meisten der damaligen revolutionären Militantenkerne, denen es mitten in diesem konterrevolutionären Sturm gelang, den proletarischen Kurs zu halten, haben die Kampfaussichten reichlich überschätzt, da sie auf das nahe Bevorstehen eines proletarischen Aufstand in Deutschland wie in 1918 mechanisch geschlossen haben. Diese auftauchende Kampfherde waren noch recht schwach und vor allem unter dem Druck von mehr als 25 Jahren vom konterrevolutionären Terror: während dieser 25 Jahre waren die kommunistischen Vorhuten liquidiert worden. Innerhalb mehr als zwei Jahrzehnte! hatte die Bourgeoisie ihren konterrevolutionären Zyklus beendet und zahlreiche Militanten der 1917-21 Welle waren in den KZ verschwunden, im Kriege massakriert oder durch die stalinistischen Parteien eingereiht worden und ihren Befehlen unterworfen, mit anderen Wörtern: durch „le Parti de l’ordre“ (wie man auf Französisch sagt) liquidiert.

Die Weltbourgeoisie, die aus dieser revolutionären Welle die Lehren gezogen hat, hat sich die materiellen Mittel verschaffen, um einer aufgelösten Armee, einem defätistischen Proletariat trotzen zu müssen, welches schon seine eigenen Waffen auf seine eigenen Generäle, auf seine eigenen Bourgeoisie gericht hatte und sich in ein neues Heer der Revolution zu verwandeln konnte. Dank besseren und zahlreicheren Zerstörungsmitteln als diesen des vorigen Klassenkrieges, wird die Bourgeoisie es als ihre Pflicht betrachten, die Liquidierung, den „Klassengenozid“ nicht nur von Millionen von Soldaten gewordenen Proletariern, aber auch von Hunderten von Tausenden anderer Zivilproletarier zu übernehmen.

Auch kein Zufall wenn die Terrorbombardierungen geschehen sind, in dem Augenblick wo wichtige Streike in Deutschland (aber auch in Italien, Frankreich usw.) (4) genau ausbrachen und wo die Desertionen in der deutschen Armee dazu tendieren, sich auszubreiten. Zwar drückte sich die Komplementarität der „rivalisierenden“ Fraktionen der Bourgeoisie aus, um das Proletariat niederzuschlagen. Die Arbeiterklasse war zwischen zwei konvergenten Feuern gestanden: auf einerseits der Terror vom Himmel, andererseits Erschließungskommandos für die Streikenden, damit die Proletarier gezwungen wurden, die „Kriegsproduktion“ und den „Endsieg“ zu übernehmen.

Am Ende des sogenannten zweiten Weltkriegs, schließt die Bourgeoisie einenTerrorzyklus mit der vorläufigen Ausschaltung des Proletariats zu. Beide Weltkriege sind zwei Augenblicke eines antiproletarischen Riesengemetzels, welches von 1914 bis 1945 dauerte, aber in 1917-18 unterbrochen wurde. Nur ein abstrakter Begriff der Realität des Kapitals lässt uns die Ereignisse verstehen, die für die bürgerlichen Historiker unbegrifflich sind oder das Werk eines „bösen Geistes“: Hitler, Stalin, Roosevelt, Churchill und anderen. Das ist die idealistische Personifizierung der Geschichte, um die wahre, offene antiproletarische Bedeutung aller Kriege (antifaschistischen, für die nationale Befreiung, für die Verteidigung des Sozialismus oder andere antimenschliche Rechtfertigung) zu vernebeln.

Das Ende des Krieges wird also für die Bourgeoisie ein außenordentliches Experimentfeld sein, sie wird die aus der vorigen Kämpfen gegen das Proletariat zahlreichen gezogenen Lehren in die Praxis umsetzen. Genau um die Wiederholung der revolutionären Zustand zu verhindern, die in Deutschland am Ende des sogenannten „Ersten Weltkrieg“ (1914-18) stattgefunden hatte, genau um jeden proletarischen Aufstand vorbeugend niederzuschlagen, wird die Bourgeoisie seine Wirkung in 1945 um drei Generallinien feststellen:

1. die Proletarier liquidieren, die eine Drohung darstellen können und so jeden Versuch eines proletarischen Widerstandes in den Städten zu beseitigen;

2. in diesem Sinn, ganz Deutschland besetzen, in Berlin einmarschieren, die deutsche Regierung auflösen und an ihrer Stelle einen alliierten Militärgewalt setzen;

3. Internierung von vielen deutschen Kriegsgefangenen während mehreren Monaten, sogar Jahre außerhalb Deutschland, um zu vermeiden, dass sie die Umwälzungen von November 1918 wiederholen. Tatsächlich ließ sich die Weltbourgeoisie von der Heimkehraussicht demobilisierten deutschen Soldaten in ihre zerstörte Heimat so beeindrücken, dass sie Hunderte von Tausenden dieser Soldaten in die sojwetischen Straflager oder in die Internierungslager in den USA, Frankreich, Belgien, England (dort mehr als vierhunderttausend, einige davon bis 1948) schickten. (5)

oOo

Das Proletariat, wie wir in unseren programmatischen Orientierungsthesen (These 26) behaupten, hat nur einen einzigen Krieg zu übernehmen und zu führen: den sozialen Krieg gegen all die Bourgeoisien.

„Die Arbeiter haben kein Vaterland“, man kann ihnen nicht wegnehmen, was sie nicht besitzen. Jede Verteidigung der Nation, was auch der zugrunde liegende Vorwand sein mag, ist ein Angriff gegen die weltweite Arbeiterklasse. Unter der Herrschaft der Bourgeoisie sind alle Kriege imperialistische Kriege, die zwei oder mehrere Fraktionen oder Interessengruppen des Weltkapitals zu Gegnern machen. Das Proletariat führt und übernimmt nur einen Krieg: den sozialen Krieg gegen die ganze Bourgeoisie. Von den unmittelbaren Absichten der Protagonisten abgesehen, haben die Kriege als Hauptfunktion das Kapital zu bekräftigen und die subversive Klasse in dieser Gesellschaft subjektiv und objektiv zu zerstören. In diesem Sinne sind sie mehr als „einfache“ imperialistischen“ oder „interimperialistischen“ Kriege zwischen nationalen Staaten oder“ Vaterlandsbefreiern“..., sie sind in ihrem Wesen Kriege des Kapitals gegen den Kommunismus.

Gegenüber all diesen interbürgerlichen Antagonismen zwischen „Progressisten“ und „Reaktionären“, „Faschisten“ und „Antifaschisten“, „Linke“ und „Rechte“..., die logisch zu dem imperialistischen Krieg führen, hat das Proletariat nur eine einzige Antwort darauf: den unversöhnlichen Kampf gegen jede Aufopferung (gegen jeden Waffenstillstand und jede nationale Solidarität), den revolutionären Defätismus, seine Waffen auf seine eigenen Ausbeuter, seine direkten Unterdrücker richten. Das Ziel des Proletariats ist den kapitalistischen Krieg in einen revolutionären Krieg des weltweiten Proletariats gegen die weltweite Bourgeoisie umzuwandeln, um diesen Kampfgemeinschaft gegen das Kapital international zu zentralisieren.

Die oben erwähnte These wird als Abschluss dieses Textes behauptet, um daran zu erinnern, dass, von Dresden bis Rotterdam, von Hiroschima bis London, von Stalingrad bis Warschau, der einzige bedeutende Sieg in 1945 diese der Bourgeoisie schließlich ist: in 1945 konnte die kapitalistische Ausbeutung auf Grund der Niederschlagung des Proletariats fortdauern. Ein Moment jener fortbestehenden Niederschlagung konzentriert sich in den Glauben an die „antifaschistischen“ Verbrechen der Alliierten mit Hilfe von der Werbung für die Missetaten des anderen Lagers. Es ist gut daran zu erinnern, dass faschistische oder antifaschistische die Diktatur des Kapitals die Demokratie ist.

Wir fragen unsere Leser nicht teilnahmslos zu bleiben, sondern gegen die durch die Bourgeoisie verursachte Amnesie mit uns zu kämpfen. Wir fragen sie nicht nur diesen Text zu kritisieren, aber auch uns Material zu senden, das uns helfen würde, die Geschichte unserer Klasse und seines Kampfes um die Jahre 1939-45 besser zu kennen. Darauf werden wir später zurückkommen.

Fußnoten

1. Über diese Frage distanzieren wir uns von der herrschenden Terminologie, weil die Jahre 1789-93, vom Standpunkt des Proletariats aus, als wirklich wirkende revolutionäre Klasse, wesensmäßig revolutionär waren. Dort wo die offizielle Geschichte das Aufkommen der bürgerlichen Aufklärung beweihräuchert, finden wir nur Vereinnahmung, Ablenkung eines proletarischen Kampfes heraus, zugunsten der Verstärkung der kapitalistischen Produktionsweise, deren Revolution nicht 1789 stattfindet, sondern an den 14. 15. und 16. Jahrhunderten entlang, durch die Ausweitung des Weltmarktes. Wir werden bald darauf zurückkommen, da einige Thesen unserer Gruppe schon zirkulieren.
2. Wir betrachten schließlich, dass der einzige echte Feind des Faschismus oder jedes anderen bonapartistischen durch die Bourgeoisie aufgestellten Versuches, um unsere Klasse zu zerschlagen, das ist das revolutionäre Proletariat. Aber der revolutionäre Kampf gegen den Faschismus ist untrennbar von all anderen bürgerlichen Fraktionen, einschließlich der angeblich antifaschistischen Fraktionen, die nichts mehr äußern, als ihr Wunsch, die kapitalistische Ausbeutung in einer anderen Form und unter der Diktatur anderer Verwalter zu erhalten. In diesem Sinne, ist der durch diese Fraktionen proklamierte „Antifaschismus“ meist ein äußerer Antifaschismus, der die Terminologie nur opportunistisch anwendet, um einem kapitalistischen Mitbewerber leichter zu trotzen. Sein „Antifaschismus“ ist ein Spruchband, womit er gelegentlich Kräfte leichter zusammenschließt, um seinen Krieg zu begründen. Muss man daran erinnern, dass Stalin sich zum ersten dafür entscheidet, ein Bündnis mit Hitler und dem Faschismus zu schließen, bevor er sich mit Churchill und Roosevelt verbündet? Die Bourgeoisie ist nicht mehr die Feindin des Faschismus, als jeder anderen Form der kapitalistischen Verwaltung; das Proletariat ist der echte Totengräber der kapitalistischen Diktatur, welches, was auch ihre Vorteile sein mögen: Faschismus, Antifaschismus, Volksdemokratie, Republik, Antiimperialismus, Bonapartismus...
3. Zitat aus David Irvings Buch „Der Zerstörung von Dresden“ Verlag Robert Laffont 1964.
4. Wichtige Klassenkämpfe waren nicht nur -für die bekanntesten- in Norditalien (43-45) und in Griechenland verlaufen, aber auch in Deutschland, Belgien, Frankreich, Jugoslawien, sogar in Russland. WennArbeiterkonzentrationen wie Mailand, Turin oder Rom nie während des Krieges bombardiert worden waren, wie zufällig wurden sie wohl bombardiert, als Italien in das alliierte Lager eingeschwenkt war und vor allem mit dem Ausbruch von Streiken, weil dann der Terror notwendig wurde, um den Frieden in diesen Regionen zu stiften.
5. Es ist klar, dass wir hier nur über die gegen die Proletarier ergriffenen Maßnahmen sprechen. Was betrifft die Generäle, die Nazioffiziere, die Industriellen, die Wissenschaftler..., werden die meisten deutschen Bourgeois, von einigen bei dem Schauspiel von Nürnbergprozess liquidierten Halunken abgesehen, entweder zu höheren Amtsgeschäften in dem gegnerischen Lager befördert werden (Wissenschaftler wie Von Braun) oder einige Zeit inhaftiert (was jedenfalls weniger ärger war als der Zustand der Soldaten, die an der Zwangsarbeit unterworfen wurden), dann freigelassen, um eine neue kapitalistische Laufbahn in dem „neuen“ Deutschland einzuschlagen. So als H. M. Schleyer durch die Rote Armee Fraktion umgebracht wurde, erfuhr man, dass dieser Chef aller deutschen Bosse in der Tat ein alter Naziwürdenträger war.

Aber wie wurde ein solches Blutbad damals erklärt?

Was zum Beispiel in „Le Soir“, der großen offiziellen belgischen Tageszeitung zu lesen war? Die Information über die Bombardierung von Dresden wird zwei Tage später in einer kleinen Beilage zwischen den Todesanzeigen und der Rubrik der Tagesvorstellungen gegeben. Man konnte lesen, dass 1.400 RAF Bomber Dresden mit dem Ziel die Ölraffinerie von Bohlen angegriffen hatten (aber wir wissen, dass diese Raffinerie unbeschädigt geblieben ist). Auf der ersten Seite war kein Spur der 250.000 Toten von Dresden zu lesen, sondern eine Information über... ja über den Frieden und das Yalta Abkommen. Ein wenig weiter, im Gegenteil, konnte man eine kleine Meinungsumfrage mit folgendem Schluß finden: „nur mit Waffengewalt wird man mit diesem fanatischen Gesindel fertig werden“! Einerseits den Feind als den Teufel vorstellen und über Frieden reden, andererseits die Verbrechen der Sieger ganz einfach verdecken: die Desinformationsmethoden der „Alliierten“ unterscheiden sich also wirklich kaum noch von jenen der „Nazis“, so geht es auch heute mit den Methoden um den Golfkrieg zu rechtfertigen oder zum Beispiel die proletarischen Aufstände zu vertuschen. Jedenfalls übernimmt die Desinformation dieselbe Funktion: die Proletarier an eine Nation zu binden und die Übereinstimmung der Interessen des Proletariats jenseits jeder Grenze, jenseits jedes Vaterlands zu leugnen.



Nachtrag

Infolge unseres Beitrages auf Französisch (Communisme n°42) hat ein Leser uns einige zusätzlichen Informationen gesandt. Die Bemerkungen dieses Genossen bestärken unsere Behauptungen, dass die Gräuel des sogenannten antifaschistischen Lagers diese des faschistischen Lagers nicht zu beneiden brauchten und dass Krieg und Wissenschaft harmonisch zusammenarbeiten, wenn es sich handelt, um für das Kapital unnütze oder für den sozialen Frieden gefährliche Proletariermassen zu vernichten. Die Klasse, im derer Dienste sie sind, zeigt dann sein wahres Gesicht: das Gesicht der Barbarei. Was auch die demokratische Farbe sein mag (nazistische, stalinistische, liberale) ist die Bourgeoisie die Bestialität.

„... Es ist höchst wichtig, die rechtfertigenden Lügen des Krieges von 39-45 zu bekämpfen, wie der Text betreffs der Bombardierung auf Dresden es zeigt. Aber es scheint, dass dieser Text manche Einzelheiten vernachlässigt hat, die keine unbedeutende Nützlichkeit haben können, um zu zeigen, dass die Barbarei nicht nur in einem Lager war.

Was die Bombardierungsweise betrifft, muss man betonen, dass während der Luftangriffe auf Hamburg, Kassel, Darmstadt, Braunschweig der verursachte Feuersturm nur ein unvorhergesehenes Ergebnis gewesen war, indem der Feuersturm in Dresden das Ziel war. Der Beweis dafür ist die Auswahl der eingesetzten Bomben (zum ersten die die Fenster und Dächer zerbrechenden Sprengbomben, dann die Brandbomben - 75% aller anderen Bomben während des ersten Luftangriffes - die das Feuer durch eine Stadt in vollen Luftzügen verbreiteten).

Außerdem hatte der zweite Luftangriff als Funktion, die Hilfsmannschaften umzubringen, die versuchten zu retten, wen noch zu retten war; die Feuerwehrleute zu töten, die versuchten, den Brand einzudämmen; die Lastwagen mit Lebensmittelvorräten zu vernichten. In dem Beitrag liest man nur, dass „Die Flüchtlingskolonnen, die der mit Feuer und Schwert verwüsteten Stadt entfliehen, werden sogar von den Jagdflugzeugen beschossen. Gleichfalls werden die Hilfsdienste aus den Nachbarorten beschossen“. Die Wirklichkeit ist noch grausamer: die Hilfsdienste waren nicht nur durch die Jagdflugzeuge gezielt worden, aber wohl auch durch eine ganze Jagdbomberwelle, deren offizieller Einsatz war, die Hilfsdienste zu vernichten. Man hätte darauf betonen müssen, dass das Beschießen nicht zufällig, nicht das sadistische Handeln einiger Jäger war, sondern ihr offizieller Einsatz, sobald der Angriff der Bomber beendet war.

Betreffs des taktischen Bombardierungszieles und der Militärlogik nach, wurde die abwegige Tatsache leider nicht erwähnt, dass der Klotzsche Flugplatz von Dresden mit seinen von der Ostfront entfernten Hunderten von Jagd- und Transportflugzeugen ganz unbeschädigt blieb, als die Bomber ihn überflogen. Diese deutschen Flugzeuge, da sie am Boden geblieben waren (über die Ursachen davon wird nichts gesagt werden), konnten die alliierten Bomber den Vorwand nicht liefern, dass sie eine Stadt bombardieren müssten, die probierte, sich zu verteidigen. So wurde bewiesen, dass das Ziel durchaus nicht militärisch war.

Außer der Bombardierung auf Dresden und immer um den Krieg von 39-45 aufzuklären, erinnern wir an eine wenig vorgebrachte doch so geeignete Tatsache für unseren Kampf gegen die einseitigen rechtfertigenden Mythen des Blutbades.

Während des Nürnbergprozesses, dessen Initiative von den Amerikanern ergriffen worden war, indem sie die Nazigrauen anprangerten, fügten sie in ihre Forschungsmannschaften über die bakteriologischen und chemischen Waffen japanische Wissenschaftler ein, welche schon im besetzten China gewütet hatten. In einem Fachbereich hatten sie an Kriegsgefangenen und der chinesischen Bevölkerung in großem Maßstab ausprobiert. So hatten sie die Grenzen der menschlichen Widerstandsfähigkeit der Hitze, der Kälte und die Ausbreitungsmittel der Krankheiten auf die Zivilbevölkerungen, aber auch verschiedene andere gleiche Experimente getestet. So zum Beispiel waren sie verantwortlich für eine Pestepidemie in der Region von Nanking, die durch abgeworfene Container voll verseuchten Flöhen verursacht wurde. Als Japan sich ergab, waren die Amerikaner im Bereich des bakteriologischen und chemischen Krieges im Rückstand den Russen gegenüber. Deshalb haben sie für ihre Zwecke die Einspannung jener japanischen Verbrecher mit dem Opfer der Naziverbrecher verborgen, welche in ihren eigenen Forschungen wenig weitergekommen waren. So haben die Naziwissenschaftler in Nürnberg nicht für das Grauen ihrer Experimente gebüßt, sondern für ihre unzureichenden Leistungen.“



„Business as usual“

1914-1918: der Krieg wütet. In jedem Lager sorgt man auf die Disziplin. Die Protestierenden und Unentschlossenen, die angeklagt werden, nicht alles einzusetzen, um den Sieg auf das Schlachtfeld zu begünstigen, machen sich strafbar wegen „ Antipatriotismus, Verrat und geheimer Verbindungen zum Feind“. Die Bourgeoisie, Propaganda- und Unterdrückungssubjekt, ist doch wenig streng für sich selbst. Die Händler aller Lager gehen mit ihren Bombengeschäften weiter, und die ideologischen Betrachtungen sollen ihren Blutsaugenden Profitwettlauf nicht erschweren. Churchills Ausdruck dafür, „Business as usual“, könnte nicht besser das Arbeitswesen des Kapitals bei dieser oder anderer Gelegenheit zusammenfassen.

G. Feldman in Army and Industry and Labor in Germany 1914-1918 erstattet darüber Bericht:

„In Deutschland förderte die Armee Granaten aus dem besten Stahl, so, ab 1915 verlängerte das Ministerium keine Thomasverträge mehr. Indem die gezwungenen Industriellen allmählich zu den Martingranaten übertraten, wurden die Thomasgranatenbestände via die Schweiz an Frankreich und Italien verkauft. Als 1916 Großbritannien seine eigenen Stahlexporte unterbrach, nimmt die Nachfrage von den Neutralen, Franzosen und Italienern plötzlich zu. Aus Devisenmangel erlaubte die deutsche Regierung den Industriellen ein Teil ihrer Produktion umzustellen, vorausgesetzt, dass sie zusammengeschlossene Preise betreiben wurden, um jeden Fallenwettlauf zwischen den verschiedenen deutschen Magnaten zu vermeiden. Diese letzten verkauften dem Feind lieber Thomas als dem Ministerium Martin. Während der Sommeschlacht war die Führung für das erste Mal mit Munitionen schlechter versorgt als der Feind. Sie förderte dringend selbst die meisten Thomasgranaten. Die Erzeuger gaben sie dem Ministerium aber zum zusammengeschlossenen Preis. Das Ministerium förderte den wahren Wert, die Industriellen weigerten abzuliefern. Also, sie verkauften dem Feind, via die Neutralen, Granaten, die sie ihren eigenen Soldaten nicht mehr besorgen. Dieser Zustand dauert nicht lange. Hindenburg brauchte Hilfe von den Industriellen. Er befahl dem Ministerium ihnen „den Preis zu geben, den sie möchten“.

Selbstverständlich hat Deutschland das Monopol einer solchen Praxis nicht. Frankreich, während Hungersnot in seinem Gebiet, schickte Rinder und Viehfutter nach Deutschland durch die schweizerische Grenze. Großbritannien, das die Blockade gegen Deutschland offiziell proklamiert hatte und also den anderen Länder verbot, diesem ihre Überschüsse zu verkaufen, organisierte durch Schweden und Dänemark hindurch ein Verkehr, das viel Geld einbrach. Consett, britische Botschaftsattaché in Kopenhagen und empörter Beobachter über diese Geschäfte, wundert sich, dass diese unaufhörlichen Beziehungen seine Vorgesetzten keinesfalls rühren. So geschah es mit dem Kakao, der Baumwolle, dem Kautschuk, dem Fisch und lebensnotwendigen Produkten. In England und an der Front begannen diese Waren zu fehlen, wie das Motoren- und Bremsenöl, welche den Weg nach den deutschen Häfen einschlugen. Dasselbe mit dem Zement, der aus England, via die Niederlände, großenteils kam: so die berühmten deutschen Grabenbunker, die so viele alliierte Soldaten das Leben kosteten. Dasselbe mit dem Nickel der Kanonen der deutschen Armee und dem Benzin ihrer Flugzeuge. Der Fall der strategischen Produkte ist besonders bemerkenswert. Das Glycerin war das Ausgangsprodukt der meisten Sprengstoffe, das eine große Quantität von Tropensamenkörnen, wie die Kopra und Soja, für seine Fabrikation förderte. Deutschland hatte nichts davon. Vor dem Krieg war das Britische Weltreich sein Hauptlieferland, wie Russland, für das nicht Tropenfett. Die von Consett zusammengestellten Statistiken zeigen, dass die Einfuhren aus Dänemark von 1915 bis 1918 plötzlich verdoppelten, genau nach der englischen Verkaufkurve und der Ankaufkurve von Deutschland in Dänemark: die Tatsache ist für die Kopra, die Soja und auch das Kupfer bewiesen. All diese Produkte waren der ausgeprägteste Engpass der deutschen Kriegsindustrie, ohne diese hätte Deutschland den Konflikt nie verlängern können.

Über den Verkehr der Kapitalien zwischen den verschiedenen „feindlichen“ Ländern, verfügt man über ziemlich wenige Informationen. Man müsste die Konten bestimmter Banken kennen, die Interessen in mehreren Ländern beider Lager hatten, wie die Barclays Bank und viele andere.

Also, während dieser starken Zwietrachtszeiten trieben die Bourgeois die Proletarier an, sich einander zu massakrieren, indem sie mit allen ihren Propagandamitteln proklamierten, alles für ihre Armee zu opfern, hysterische Leidenschaft fürs Vaterland zu beweisen und Hass bis zu Rassenhass gegen den Nachbar zu empfinden.

Danach und ohne Hass vereinigen sich die Bourgeois beider Lager und stoßen auf ihre Geschäfte an. Was bedeutet das schon, wenn die Geschäfte Kriegsmaterial betreffen, das dem „Feind“ abgeliefert und Tausende von ihren eigenen „Landsleuten“ schließlich zerfetzen wird. Das liegt ganz im Trend, dass die Ware ein verlockendes und heftig begehrtes Gut ist, umso mehr als die Gewinnspannen unmäßig anschwellen. Tatsächlich werden die Proletarier in den Rüstungsbetrieben mit Aufforderungen zu Patriotismus und Selbstlosigkeit ad nauseam überschüttet. Deshalb sind sie überzeugt für die Bedürfnisse ihrer Brüder an der Front zu arbeiten, nehmen die schlimmsten Arbeitsbedingungen an und produzieren mehr denn je. „Business as usual“.



Invarianz des Standpunktes der Revolutionären dem Krieg gegenüber

Die Bedeutung des revolutionären Defätismus

* * *

Der Standpunkt der Revolutionären dem Krieg gegenüber ist immer derselbe: dem Krieg die soziale Revolution gegenüberzustellen, gegen „seine eigene“ Bourgeoisie und „seinen eigenen“ Nationalstaat zu kämpfen. Historisch heißt dieser Standpunkt den revolutionären Defätismus, weil er geradeheraus erklärt, dass das Proletariat gegen den Feind in seinem eigenen Land kämpfen muss, dass es handeln muss, um seine Niederlage zu provozieren. Nur so nimmt es an der revolutionären Einigung des weltweiten Proletariats teil. Nur so kann sich die proletarische Revolution auf die Welt entwickeln.

Seit dem Anfang der Arbeiterbewegung ist die Frage des Kriegs und der Revolution, die Frage des Gegensatzes zwischen dem Krieg und der Revolution eine Zentralfrage. In Krieg-und Revolutionzeiten sieht man am deutlichsten, wer sich auf einer oder anderer Seite der Barrikade steht, und die Geschichte zeigt uns die Interaktion zwischen beiden Polen. Der Standpunkt gegenüber dem Krieg und der Revolution war die ganze Geschichte hindurch der entscheidende Punkt, worauf ein Komplex von Kräften und Parteien, die sich revolutionär (oder sozialistisch oder anarchistisch oder kommunistisch) sagen, demaskiert wurden. Sie haben schließlich ihre konterrevolutionäre Natur enthüllt. (1) Sie behaupteten, dass dieser Krieg richtig war, dass jenes Land angegriffen wurde, dass sie gegen den Krieg waren, aber nur in bestimmten Umständen, dass sie die Befreiung dieser Nation…gegen jene andere…

Vom revolutionären Standpunkt aus, ist im Gegenteil kein Zweifel erlaubt, ist es unnötig auf zu warten, dass der Krieg beginnt, um seine Natur zu kennen, ist es unnötig, sich auf die geopolitischen Spekulationen bei der bürgerlichen Modeintellektuellen oder in den konformistischen Zeitungen, sind nicht so wichtig die Erklärungen beider Wettbewerber im Namen des Friedens, um festzulegen, wer der „Angreifer“ ist und wer „angegriffen“ wird. Wie all die programmatischen Stellungnahmen des Kommunismus ist diese der Revolutionären gegenüber dem Krieg zwischen bürgerlichen Staaten (oder nationalistischen Fraktionen, die selbständig und unabhängig zu sein behaupten) sehr einfach und entscheidend:

Gegensätzlich sind all diese Formulierungen von beiden gegenüberstehenden kapitalistischen Lagern unterschiedslos gebraucht, um für ihren Krieg zu rekrutieren. (2)

Der klassische Standpunkt der Revolutionären ist sich jedem Krieg zwischen Nationalstaaten mit aller Kraft zu widersetzen. Dieser Standpunkt untersteht nicht einem Gedanke, den wir so hätten und über welchen wir möchten, dass die Welt ihm ähnlich sein würde. Dieser „Gedanke“ ist vielmehr ein gemeinsamer Nenner der Pazifisten, die im Namen des ewigen Friedens zu einem oder anderem Lager des kapitalistischen Kriegs stets gelangen. So bestätigen sie tatsächlich ihre Berufung als Verteidiger der „Ruhe nach dem Tode“. Nein, im Gegenteil entspringt der revolutionäre Standpunkt gegen den Krieg den materiellen Interessen des Proletariats, der Tatsache, dass sein allgemeiner Antagonismus dem Kapital gegenüber keine Opposition zu dieser oder jener bürgerlichen Fraktion der Augenblicksregierungspolitik ist, sondern eine Opposition zu der ganzen Bourgeoisie, was auch ihre geführte Politik sein mag. Unser praktischer Antagonismus gegen jeden Krieg zwischen Staaten ist die unvermeidliche Folge der Tatsache, dass unsere Interessen nicht gegen die Bourgeois sind, weil sie „Faschisten“ oder „Demokraten“, von der Linke oder der Rechte, Nationalisten oder Imperialisten sind, sondern nur weil sie Bourgeois sind. Unsere Opposition ist die Folge einer unumgänglichen Wahrheit: zwischen Ausbeuter und Ausgebeutetem gibt es keine Einheit, die dem Ersten nicht zugute kommen kann. Jede Front oder kritische Unterstützung einem Lager gegen ein anderes kommt der Bourgeoisie gegen das Proletariat zugute.

Jede Klasse handelt in ihrem eigenen Interesse und nach ihrem Grundprogramm. Das Kapital ist nichts anderes als ein Ganzes von miteinander rivalisierenden Kapitalien. Im Kapital selbst steht der Krieg zwischen Kapitalien, weshalb nehmen all die bürgerlichen Fraktionen, was auch ihre Reden sein mögen, an den Handels- und Militärkriegen irgendwie an. Letzteren kommen aus der Natur selbst des Werts, der gegen die anderen Werte kämpft, um sich aufzuwerten.

Auf dieselbe Weise kann das Proletariat allein als Klasse handeln und sich verweigern, als Kanonenfutter in den Nationalkriegen zu dienen. Es handelt sich nicht um eine Wahl unter anderen, sondern um seine Existenz als Klasse: es hat kein besonderes oder regionales Interesse gegen andere Proletarier zu verteidigen. Im Gegenteil enthält jede Fraktion des Proletariats, was auch seine Aktion gegen das Kapital eingeengt sein mag, das Ganze, drückt die Interessen der Menschheit aus, indem es sich gegen den Krieg widersetzt.

Man wird uns erwidern, dass die Proletarier an zahlreichen Nationalkriegen teilgenommen haben und den einen oder anderen Lager unterstützt haben. Das ist wahr, aber sie machen das nicht in Übereinstimmung mit ihren eigenen Interessen, sie machen das genau auf der Grundlage von der ideologischen Herrschaft der herrschenden Klasse. Sie machen das nicht als weltweite Klasse, sondern als Kanonenfutter der Bourgeois. Sie machen das nicht als revolutionäre Klasse, sondern, weil sie sich als Klasse bestreit und einem Volk, einer Nation beitritt, was genau die Negation des Proletariats ist, da dieses „kein Vaterland“ hat. Der bürgerliche Krieg, mit massiver Volksteilnahme (z. B. der so genannte Zweite Weltkrieg), ist die direkte Liquidierung des Proletariats, des Subjekts selbst der Revolution zugunsten des Kapitals. Also über die subjektiven Interessen hinaus, die jeden Kapitalist, jede bürgerliche Fraktion in den Handelskrieg, danach in den Militärkrieg anlocken, hat das Kapital als ein Ganzes ein objektives Interesse im Krieg: die Zerstörung des Subjekts selbst der Revolution, das Verschwinden des Kommunismus als Macht manchmal für eine lange historische Periode.

Demgegenüber geht die Entwicklung des Proletariats als Klasse vom Leben selbst aus. In der Tat beginnt unser Kampf mit unserer Existenz selbst als Klasse, von unserer Geburt ab, durch unsere Konfrontation mit dem Privateigentum, dem Kapital, dem Staat. Weshalb gehen unsere Stellungnahmen als organisierte revolutionäre Proletarier nicht von Betrachtungen aus, über was die sich gegenüberstehenden Lager sagen, sondern von unserer ständigen Konfrontation mit der Ausbeutung, von den durch dieses System vorgeschriebenen unmenschlichen Lebensbedingungen, die ihren höchsten Unmenschlichkeitsgrad in den Kriegen erreichen.

Aber, wie der Krieg das Wesen selbst dieser Gesellschaft ist, wie der Kapitalismus ohne periodische Kriege nicht leben kann und sein Lebenszyklus sich auf die aufeinander folgenden Zerstörungen der Produktivkräften stützt, ist die revolutionäre Opposition die einzige gewaltige, radikale wirkliche Opposition gegen den Krieg. Nur die soziale Revolution wird mit den Kriegen endgültig und für immer fertig werden.

Darum ist der Aufruf der Revolutionären dem Krieg gegenüber immer dieser gewesen: lassen wir den imperialistischen Krieg zum sozialen Krieg für die Weltrevolution werden.

Isoliert hat sich doch dieser Aufruf historisch unzureichend erwiesen, denn die wirkliche Opposition gegen den Krieg und Weltkapital bedeutet praktisch eine offene Opposition gegen die Bourgeoisie und den Staat, der in jedem Lager für den Krieg rekrutiert. Und diese Opposition drückt sich sehr praktisch aus, weil die Bourgeoisie die ganze terroristische Ausrüstung ihres Staats gebrauchen kann, um die Rekrutierung und die Zustimmung zu dem Krieg aufzuzwingen: „Kriegszustand“, allgemeine Zensur, Generalmobilmachung, nationalistischer Fanatismus (Rassismus, Xenophobie, religiöses Sektierertum), Unterdrückung der Revolutionären, die beschuldigt werden, das gegenüberstehende Lager zu begünstigen (Spionagebeschuldigungen), das “Vaterland zu verraten“, usw. (3)

In solchen Umständen, sich gegen den Krieg und die Bourgeoisie im Allgemeinen erklären, ohne eine konkrete Aktion gegen die Steigerung der durch den Krieg verursachten Ausbeutung zu führen, ist aber nur eine Propagandaformel und sicher keine revolutionäre Führung für die Aktion. Tatsächlich konkretisiert sich der bürgerliche Krieg vor allem durch den Krieg eines Staats gegen „seines“ Proletariat, das heißt gegen das Proletariat dieses Lands, um es zu vernichten, um die revolutionären Minderheiten zu liquidieren und um es in den bürgerlichen Krieg allmählich hineinzuziehen. Das besagt, dass es unentbehrlich, unvermeidlich, unumgänglich wird, die Tatsache zu übernehmen, dass „der Feind sich in unserem eigenen Land befindet“, dass er „unserer eigener Bourgeoisie“, „unserer eigene Staat“ ist. Im Kampf für die Niederlage „seiner eigenen Bourgeoisie“, „seines eigenen Staat“ übernimmt das Proletariat wirklich die internationale Solidarität mit der Weltrevolution. Oder, um es global zu sagen, ist die Weltrevolution genau die Verbreitung von dem revolutionären Defätismus des Weltproletariats.

Ja noch mehr, ohne ein Hochverratsdelikt zu begehen, ohne der Niederlage „seiner“ eigenen Armee beizutragen, ohne für den Verfall der Armee „seines eigenen Lands“ offen zu handeln, kann das Proletariat „dieses“ oder „dieses“ Lands (4) „seiner“ Bourgeoisie und „seinem“ Staat keinen kräftigen Schlag versetzen, noch seinem Klassenbruder helfen, der „in dem anderen Lager“ auch gegen „seine“ Bourgeoisie und „seinen“ Staat im Krieg steht. Übrigens konkretisiert sich der revolutionäre Defätismus nicht nur durch die Brüderlichkeit zwischen den Fronten mit den Soldaten (Proletariern in Uniform) von dem „anderen Lager“ (einziger Aspekt durch den Zentrismus anerkannt), aber auch durch die konkrete Aktion für die Zerstörung „seiner eigenen“ Armee.

Historisch unterscheiden sich auch die Revolutionären von den Zentristen dadurch, dass sie die Soldaten auffordern, sich gegen die Offizieren unabhängig zu organisieren, die Armee zu sabotieren, die Waffen nicht auf den „Feind von außen“, sondern auf die „Offizieren“ des Vaterlands zu richten und wirklich auf sie zu schießen.

Tatsächlich erlaubte die Erfahrung von Krieg und Revolution und besonders die konkrete Erfahrung des so genannten „Ersten“ Weltkrieg zu klären, dass der revolutionäre Kampfaufruf gegen den bürgerlichen Krieg total unzureichend und praktisch zentrisch ist, wenn er sich nicht in der Praxis konkretisieren kann, das heißt der offene Kampf gegen „seine eigene“ Bourgeoisie für die Niederlage „seines eigenen“ Staats. Jedenfalls also bedeutet „der Krieg gegen das Ausland“ vor allem „einen Krieg gegen das Proletariat“ dieses Lands. In der Tat, wenn man mit einer durch die Bourgeoisie oder einen konkreten Staat geführten Generalmobilmachung konfrontiert wird, sagen, man kämpfe „gegen jede Bourgeoisie, was auch diese sein mag“, oder an „den revolutionären Kampf gegen den Krieg“ zu appellieren, ohne für die Niederlage „seines eigenen“ Lands konkret zu handeln, das bedeutet, in den Propagandismus (5) zu geraten und dem Chauvinismus in die Hände zu arbeiten.

Während des so genannten Ersten Weltkriegs behauptet das Zentrum der Zweiten Internationale (im Gegensatz zu ihrer Rechte, die sich für „die Verteidigung des Vaterlands“ erklärt) die Revolution dem Krieg entgegenzustellen, und rief die radikale Losung „Krieg gegen Krieg“ auf. Aber gleichzeitig war es gegen die revolutionären defätistischen Losungen, weil das dem nationalen Feind zugute kam, so sagte es (wie die Generäle der Armee), und stellte schließlich solche Losungen wie „weder Sieg noch Niederlage“ vor.

Man muss nicht vergessen, dass keine Fraktion der Bourgeoisie sich nie für den Krieg erklärt, alle behaupten für den Frieden zu kämpfen, und die Generäle selbst wissen, dass der Frieden nichts anders ist, als eine Grundwaffe des Kriegs. Wenn die Sozial-Demokraten, wie E. David, die Kriegskredite bewilligen (6), das ist nicht im Namen des Kriegs, sondern im Namen des Friedens, um die „Niederlage zu verhindern“. So rechtfertigt E. David seine Wahl: „Der Sinn unserer Wahl vom 4. August ist der folgende: nicht für den Krieg, sondern gegen die Niederlage“. Zum Krieg hin, konkret gesagt: Krieg zwischen dem Proletariat und „seinem eigenen Staat“, ist es klar, dass sowohl dieser klassische Standpunkt der bürgerlichen Sozialismus als jener, der „weder Sieg noch Niederlage“ predigt, das Proletariat zu desorganisieren und trägt dabei zu, es in ein Blutbad zu schicken.

Über diese Frage pflichtete Lenin der internationalen kommunistischen Linke bei, die gegen den herrschenden zentrischen Standpunkt in den internationalen Konferenzen von Kiental und Zimmerwald war. Über den Fetischismus seiner Person hinaus und trotz all unseren Kritiken Lenin gegenüber, zögern wir ihn nicht zu zitieren, wenn er mit den Revolutionären gegen den sozial-demokratischen Zentrismus Stellung nimmt:

„Der Ruf zu dem revolutionären Kampf gegen den Krieg’ ist aber nur ein vergebliches und bedeutungsloses Geschrei, das die Helden der Zweiten Internationale so gut ausstoßen können, wenn es sich um revolutionäre Aktionen gegen seine eigene Regierung und Akte im Kriegszustand handelt. Es reicht darüber Moment lang nachzudenken, um das zu verstehen. Aber wenn man über revolutionäre Akte im Kriegszustand gegen die Regierung seines Lands spricht, das ist über jeden Zweifel erhaben, dass man muss nicht nur die Niederlage dieser Regierung wünschen, aber auch daran wirklich mitwirken (…). Revolution im Kriegszustand heißt Bürgerkrieg. Nun wird die Umwandlung eines Regierungskriegs in Bürgerkrieg durch die Militärrückschläge, die Niederlage der Regierungen erleichtert; andererseits ist es unmöglich zu dieser Umwandlung in Bürgerkrieg beizutragen, wenn man bei dieser Gelegenheit zu der Niederlage nicht antreibt.

Die Niederlage als ‚Losung’ wird von den Chauvinisten (darunter das Einheitsmilitärkomitee mit der Fraktion von Tchkéidzé) laut verworfen, genau weil das die einzige Losung ist, die zu der revolutionären Aktion gegen seine eigene Regierung im Kriegszustand konsequenterweise auffordert. Doch, wenn solch eine Aktion nicht gibt, werden Millionen von so großartigen revolutionären Phrasen über den Kampf‚ gegen den Krieg und die Bedingungen usw.’ nur leere Versprechungen sein. (…). Ganz einfach aus Angst vor sich selbst wagen die Gegner des Defätismus die klare Evidenz der Beziehung zwischen der revolutionären Unruhe gegen die Regierung und der obligatorischen Mitwirkung für die Niederlage dieser nicht zu betrachten (…). Derjenige, die für die Losung ‚weder Sieg noch Niederlage’ ist, ist ein bewusster oder unbewusster Chauvinist; bestenfalls ist er ein unbedeutender und versöhnlicher Bourgeois, aber jedenfalls ist er ein Feind der proletarischen Politik, ein Anhänger der gegenwärtigen Regierungen, der heutigen herrschenden Klassen." (7)

Es muss festgestellt werden, dass der revolutionäre Defätismus (dem Krieg die Revolution entgegenstellen), diese Konkretisierung des von jeher revolutionären Standpunkts, keineswegs aus einer ideologischen Spekulation über die Politik dieser oder jener bürgerlichen Fraktion auftaucht, sondern aus dem Wesen selbst des Proletariats, aus seinen Lebensnotwendigkeiten. In der Tat taucht der Kampf des Proletariats, das ganze Programm der kommunistischen Revolution aus dem Kampf gegen die Ausbeutung auf. Selbstverständlich, wenn das Proletariat mit dem Krieg konfrontiert ist, gibt es den bleibenden Kampf gegen die Ausbeutung (Kampf gegen „seine eigenen Arbeitgeber, seine eigenen Bourgeois, seine eigenen Gewerkschaften, seine eigene Regierung) nicht nur auf, aber es verstärkt ihn, weil der Krieg immer bedeutet, dass die Ausbeutungsbedingungen und im Allgemeinen das Ganze der Lebens- und Kampfbedingungen gewalttätig schlimmer werden. Dieselben Bourgeois, dieselben Gewerkschaftler, dieselben Politiker und Regierenden werden ausnahmslos veranlassen, dass das Proletariat seine Lebensbedingungen beiseite lässt, und werden mehr Opfer, mehr Arbeit für weniger Geld fragen und viel noch andere Dingen, die den Länder oder Umständen nach von einander abweichen werden: entweder Geld für die Front freiwillig sammeln, oder Tage von Zwangsarbeit verordnen, um den Krieg zu unterstützen, oder einen prozentualen Anteil vom lohn abziehen, um zu dem „Vaterlandskrieg“ beizutragen (Saddam Hussein zwang monatelang Gratisarbeit auf, um seinen Krieg zu finanzieren). In diesen Umständen, indem der Nationalismus das Proletariat angreift und Sektoren der Bourgeoisie die Opfer für den Krieg aufzwingen, probiert der Zentrismus den direkten revolutionären Kampf gegen diese Sektoren zu schwächen (8). Dafür zögert er nicht, um unklare Losungen über die Opposition der Revolution gegen den Krieg im Allgemeinen auszurufen, und beruft sich darauf, dass man dem „Land des Feinds“ nicht in die Hände arbeiten muss, dass der Kampf gegen den Kapitalismus im Allgemeinen den revolutionären Defätismus rein theoretisch nicht auffordert, weil alle Fraktionen des Kapitals gleich sind (9). Genau wenn jeder direkte Kampf gegen die Ausbeutung das Kennzeichen der Sabotage der Opfer für die Nation annimmt, und wenn der revolutionäre Kampf unentbehrlich wird, um das tägliche Brot zu bekommen, dann können eigene Standpunkte dem Zentrismus (wie jene der bürgerlichen Neutralität aber mit geräuschvollen Erklärungen gegen den Krieg und für die Revolution) zum allerletzten konterrevolutionären Stauwehr dienen.

In jedem Krieg steigt die Ausbeutungsquote des Proletariats direkterweise und verschlechtern sich seine Lebensbedingungen, wegen der Zerstörungen, des Versorgungsmangels, und weil jeder Krieg den Ausbruch des Staatsterrorismus überdies bedeutet, um die Proletarier zu überzeugen, an der Front zu töten und sterben.

Deshalb gegen „seine eigene“ Bourgeoisie, für die Niederlage „seines eigenen“ nationalen (imperialistischen) Lagers zu kämpfen, sind keine durch die Revolutionären in die Bewegung erfundenen oder hineingeführten Standpunkte. Es ist das Ergebnis der Entwicklung selbst des Kampfs gegen die Ausbeutung, welcher mit dem Krieg qualitativer wird. Die Trennung zwischen Wirtschaft und Politik, womit man die Proletarier beschwatzen möchte, und die eine gewisse Realität während des Friedens scheint zu haben, ist während des Kriegs praktisch erledigt: die Täuschung, die wirtschaftlichen Bedingungen des Proletariats zu unterstützen, ohne Politik zu machen, wird zunichte. Jede Aktion des Proletariats, um seine Lebensinteressen zu verteidigen, stellt sich gegen die Politik „seines eigenen Staats“ entgegen: während des Kriegs ist der „wirtschaftliche“ Kampf des Proletariats direkt defätistisch und revolutionär. Der revolutionäre Defätismus ist eine Frage von Leben oder Tod für das Proletariat. Jede auf die proletarischen Interessen gestützte Aktion führt zu der Niederlage „seines eigenen“ Staats und, wie es Lenin sagt, gegen die Zentristen: jede wirklich revolutionäre Agitation trägt zu der Niederlage „seines eigenen“ Lagers bei.

Deshalb, wenn es uns gesagt wird, dass man den Kampf gegen die Ausbeutung aufgeben muss, oder dass der passende Moment nicht ist, oder dass der Hauptfeind anderswo ist (die „Diktatur“ oder der „Faschismus“) (10), handelt es sich jedes Mal tatsächlich, um den Kampf des Proletariats ganz einfach zu erledigen. Noch schlimmer, da das Proletariat im Kriegszustand seine einfachsten Lebensbedingungen nicht verteidigen kann, ohne gegen „seine eigenen“ Bourgeois zu kämpfen, ohne für die Niederlage „seiner eigenen“ Regierung offen mitzuwirken, verzicht es, wenn es das nicht tut, nicht nur auf seine einfachsten materiellen Interessen, aber auch auf seine Existenz als Klasse.

Das besagt, dass der Standpunkt der Revolutionären dem Krieg gegenüber mit diesen allgemeinen Stellungnahmen in völligem Einklang steht, da diese aus den Interessen selbst des Proletariats, aus seinen unmittelbaren und historischen untrennbaren Interessen auftauchen. Keineswegs liegt es in seinem Interesse, irgendwas im Namen des Kriegs gegen den Feind von außen zu opfern, niemals liegt es in seinem Interesse unter dem trügerischen Vorwand, alle Feinde gleich seien, die Losung „weder Sieg noch Niederlage“ anzunehmen. Jedes Mal man ihm darüber spricht, seine Lebensbedingungen beiseite zu lassen, oder sich im Namen des Kampfs gegen den Faschismus, den Imperialismus, den Feind von außen,… zu opfern, wird es gegen seine Interessen gehandelt.

Zum Schluss müssen wir einen Einwand beantworten, die sich seit immer gegen den defätistischen Standpunkt der Revolutionären entgegenstellt. Selbstverständlich wird die Konterrevolution die nationale Niederlage mit dem Sieg des feindlichen Lagers gleichsetzen. Übrigens ist es genau auf der Grundlage von diesem Argument, dass die Zentristen Losungen wie „weder Sieg noch Niederlage“ verbreiteten. Aber selbstverständlich findet diese Stellungnahme nur im Rahmen der Nation statt und gar nicht in diesem der Klasse. Es handelt sich also um eine Auffassung, die im Krieg die nationalen Siege oder Niederlagen versteht und nicht die revolutionäre Beseitigung der Armee, den proletarischen Aufstand usw. Selbst wenn diese Stellungnahme sich damit brüstet, dass sie links oder extrem links eingestellt ist, doch bleibt sie das militärische und imperialistische Argument schlechthin, das Argument der Generäle, die den Krieg führen. Für diese ist es klar, dass das revolutionäre Proletariat ein „Vaterlandsverräter“ ist, dass es „den Feind der Nation begünstigt“. Die Realität ist aber, dass je mehr die Niederlage der nationalen Armee schneller wird, umso mehr treten Aufruhre und aufständische Bewegungen in der Armee ein, dass je mehr die Fraternisierung sich an der Front verbreitet, desto mehr wird die feindliche nationale Armee auch schwächer. In diesen Umständen bestätigt die Geschichte, dass die Offizieren „unseren eigenen“ Armee sich dann mit jenen des gegenüberliegenden Lagers darauf verstehen, gegen die proletarische Bewegung zu kämpfen. Diese Verständigungen zwischen feindlichen Offizieren sind ganz üblich, da die aufständische Verwesung des Staats den streng nationalen Rahmen immer übersteigt, denn, wenn das Proletariat wirklich „seine eigene“ Bourgeoisie, „seine eigene“ Armee, „seinen eigenen“ Staat gerade kämpft, er kämpft die ganze Bourgeoisie, all die bürgerlichen Armeen, den ganzen Weltstaat, in kurzen das Weltkapital in seinem Ganzen. Diesem allgemeinen Defätismusprozess gegenüber sehen wir die ganze kapitalistische Geschichte hindurch, dass die Weltbourgeoisie sucht sich zu einigen, Verständigungen in beiden Lager gegen die Fahnenflucht zu bekommen, die aufständischen Bollwerke zusammen anzugreifen. Dann tritt die Konfrontation Klasse gegen Klasse unvermeidlich in den Vordergrund.

Um auf unser voriges Argument zurückzukommen ist der revolutionäre Defätismus die beste Weise, um den imperialistischen Krieg in einen revolutionären Zivilkrieg, den Krieg zwischen Nationen oder Fraktionen des Kapitals in eine soziale Revolution umzuwandeln.

Übrigens, je mehr die Niederlage und die Desorganisation „unseres eigenen“ Staats sich stärken, desto weniger ist dieser fähig, die revolutionäre Aktion zu unterdrücken, und desto mehr ist es leicht, die durch das Proletariat in dem anderen Lager entwickelte revolutionäre Aktion mitzuteilen und zentralisieren. Der Kampf gegen „seine eigene“ Bourgeoisie und „seinen eigenen“ Staat erreicht so ein oberstes Niveau, wenn die Unruhe und die direkte Aktion an beiden Seiten der Front die Desorganisation und die revolutionäre Niederlage aller Armeen mit sich bringen. Diesen Armeen gegenüber wird also die revolutionäre Aktion des Proletariats kräftiger.

Es ist klar, dass der revolutionäre Defätismus oft viel stärker in einem Lager ist als in dem anderen. Im Allgemeinen ergibt das sich daraus, dass die militärpolitische Schwächung der Armee wichtiger in einem Lager ist als in dem anderen, und/oder aus der revolutionären Aktion selbst, aus der Organisation der Soldaten, aus dem entschlosseneren Charakter von Sektoren der Avantgarde des Proletariats. Vom Standpunkt der Bourgeoisie aus, wird das alles gebraucht, um zu behaupten, dass man so das gegnerische nationale Lager begünstigt. Aber die Kraft des revolutionären Defätismus in einem Lager erlaubt den revolutionären Defätismus in dem feindlichen Lager zu entwickeln und entschlossenerweise zu verstärken. Die Mechanismen, die Erfolge in „unserem“ Lager gegeben haben, werden dort auch in die Praxis umgesetzt. So wird die koordinierte Aktion mit den Internationalisten des anderen Lagers eine vielmehr wirkungsvollere defätistische Propaganda erlauben, so werden die Aufforderungen zu Desertion „in dem anderen Lager“ vielmehr Kraft haben und werden von den Soldaten selbst besser verstanden werden.

Man muss ja nicht vergessen, dass die Umwandlung des imperialistischen Kriegs in einen revolutionären sozialen Krieg möglich ist, dank der Ausweitung des revolutionären Defätismus, welcher seinerseits Unruhe und direkte Aktion in allen Lagern erfordert. So werden die Sektoren der Avantgarde des Proletariats die Aktion über die durch die internationale Bourgeoisie erzwungene Front koordinieren können. Genau in dem Lager, wo der revolutionäre Defätismus der stärkste ist, wird die Minderheitsavantgarde am meisten geeignet sein, um den revolutionären Defätismus in dem „feindlichen Lager“ zu entwickeln. Demnach dort, wo der revolutionäre Defätismus der schwächste ist, wo die Unterdrückung herrscht, wird die wichtigste internationalistische Unterstützung von den Kameraden des anderen Lagers kommen, insofern, als es ihnen gelingen wird, die revolutionäre Niederlage aufzuzwingen. Wie man schon gesagt hat, wird die wertvolle Hilfe von den Kameraden des anderen Lagers aus der revolutionären Niederlage „ihrer“ Armee kommen, und in dem Maße, wie diese letzte sich verwesen wird, werden diese Kameraden zu Fraternisierung an der Front, zu Desertion, zu Organisation des Kampfs für die Ausweitung des Defätismus in allen bürgerlichen Armeen besser auffordern können.

Der revolutionäre Defätismus ist wesentlich allgemein und nie national. Obwohl er sich in den verschiedenen Ländern oder bürgerlichen Lagern anders konkretisiert, zielt er unvermeidlich darauf ab, sich zu den anderen Lagern auszuweiten. Diese historische Bestimmung wird von der Avantgarde des Proletariats übernommen und geführt, die seine defätistischen Anstrengungen (Propaganda, Sabotage, Aktionen…) genau in dem Lager zu konzentrieren versucht, wo der Defätismus zu schwach ist, um dem Proletariat jenes Lagers zu zeigen, dass man mit dem revolutionären Defätismus nichts zu verlieren hat, sondern eine Welt zu gewinnen.

In allen großen revolutionären Erfahrungen hat man ein unvermeidliches Phänomen für die Ausweitung des revolutionären Defätismus feststellen können (11). Im Gegenteil zu den defensiven, neutralistischen Argumenten der Zentristen, ist ein Land, wo der revolutionäre Defätismus sich aufdrängt, gefährlicher für die Bourgeoisie des anderen Lagers, die den interbürgerlichen Krieg weiter führen möchte. Von der Pariser Kommune bis zu der proletarischen Revolution in Russland 1917 kann man feststellen, dass „die feindliche nationale Armee“ vor der aufständischen Bewegung des Proletariats lahm legt, und mit einer wichtigen Fraternisierungstendenz und Truppenbewegungen gegen „ihre eigenen“ Bourgeoisie konfrontiert ist. Wenn die deutsche Bourgeoisie 1918/19 beschließt, diese Tatsache zu verschmähen und den imperialistischen Krieg gegen das aufständische Russland weiter zu führen, bemerkt sie schnell, dass der revolutionäre Defätismus in Deutschland dank der „Ansteckung“ und der revolutionären defätistischen Aktion der Kommunisten von beiden Lagern eine unvermutete Kraft entwickelt. Mit dem Erfolg, dass der proletarische Aufstand sich auch in Deutschland ausbreitet. Danach erklären die alten Alliierten von Russland dem revolutionären Russland auch den Krieg unter dem Vorwand, dass es „die früheren militärischen und diplomatischen Abkommen nicht eingehalten hat“, und etwa zehn Armeen versuchen dann, die aufständische Bewegung in Russland zu erledigen. Aber hier auch weitet sich der revolutionäre Defätismus zu allen Armeen aus, und die Arbeiter- und Soldatenorganisation gleichwie die Fraternisierung, die Erschießung von Offizieren, die Besetzung von Schiffen durch die Matrosen in Aufruhr und von Kasernen durch die Truppe weiten sich sowohl in die französischen Streitkräfte aus als auch in die belgischen, englischen… Der revolutionäre Defätismus ist allgemein in allen Ländern, die an dem Krieg teilgenommen haben, nach dem Beispiel der proletarischen weltweiten Aufstandswelle 1919. Die klarsten Bourgeois verstehen dann, dass es nicht möglich ist, einen Aufstand und den revolutionären Defätismus zu bekämpfen, wenn sie mehr Soldaten und mehr Armeen entsenden, weil diese sich dem aufständischen Proletariat gegenüber immer schneller und gewaltiger verwest. Winston Churchill wird diese Wahrheit ausdrücken, wenn er sagen wird, einen Aufstand mit einer Armee versuchen zu unterdrücken sei wie ein Hochwasser mit einem Besen zu stoppen.

Der revolutionäre Defätismus ist keine Lands- oder Nationssache, sondern eine allgemeine Opposition des Proletariats gegen das Kapital. Bis jetzt haben wir über „unsere eigene“ Bourgeoisie, „unseren eigenen“ Staat ohne weitere Erklärung gesprochen. Aber wie unsere Leser es wohl wissen, hat unsere Gruppe niemals von Anfang an aufgehört zu behaupten, dass der Staat weltweit ist, dass das Kapital weltweit ist. Vom revolutionären defätistischen Standpunkt aus, wenn man gegen „seine eigene“ Bourgeoisie oder „seinen eigenen“ Staat handelt, hat das nichts mit der Nationalität der Bourgeois oder der gegen uns gerichteten Regierung zu tun, wie unsere Feinde es zu glauben versuchen, indem sie den invarianten Inhalt unserer Stellungnahmen entstellen. Wir werden niemals genug wiederholen, dass das Proletariat gegen alle Bourgeois, gegen alle Regierungen kämpfen muss. Es handelt sich ja um den Kampf gegen die direkten Bosse und die direkten repressiven Organe, aber als Teil des proletarischen Weltkampfs gegen die Weltbourgeoisie. Der Kampf des Proletariats kann sich auf keiner Mittelstellung verlassen. Genau deshalb ist der Kampf gegen das Kapital immer ein Kampf gegen die direkte Ausbeutung und die staatliche Unterdrückung. Der Kampf gegen die direkte Unterdrückung und Ausbeutung greift die Grundlagen selbst der weltweiten Akkumulation des Kapitals und des Weltstaats an. Anders gesagt: das zentrale Kennzeichen des proletarischen Kampfs ist seine direkte zentralisierte Aktion gegen das Kapital. Damit (im Gegenteil zu dem Kampf des Kapitals) und selbst wenn dieser Kampf nur in einem einzigen Viertel, in einem einzigen Industriebezirk, in einer einzigen Stadt stattfindet, ist sie total und vertritt die allgemeinen organischen Interessen des Proletariats als Gesamtheit, unabhängig von der Bewusstheit der Protagonisten.

Für die Bourgeoisie und das Proletariat sind die Hauptbestimmungen des Kampfs genau gegensätzlich. Selbst wenn er behauptet, eine allgemeine Gültigkeit zu haben, hat der Kampf einer bürgerlichen Fraktion (12) immer ein egoistisches und besonderes Interesse, weil jede Aufwertungsbewegung andere Aufwertungsprozesse mit notgedrungen gegensätzlichen Interessen bekämpft. Deshalb ist der durch eine bürgerliche Fraktion verteidigte Einheitsbegriff grundlegend eine demokratische Einheit, ein unbeständiges Bündnis, das sich aus der Einigung von gegensätzlichen Interessen ergibt und unaufhörlich rissig wird. Welches auch die bürgerlichen Einigungsebenen sein mögen, handelt es sich immer um über einen vorläufigen Bund gegen andere rivalisierenden Fraktionen. Dagegen behauptet das Proletariat, selbst wenn es für einen besonderen Aspekt kämpft, sein organisches Wesen als Totalität dem Kapital in seiner Gesamtheit gegenüber.

Deshalb, wenn wir „unseren eigenen“ Staat, „unsere eigene“ Bourgeoisie sagen, verstehen wir nicht die Bourgeoise und den Staat dieser Nation (13), sondern nur die Bourgeoisie, die uns direkt ausbeutet, diejenigen, die uns täglich unterdrücken, die Pfaffen und/oder die Gewerkschaften, den wir täglich trotzen müssen und die versuchen, uns in das Blutbad eines Kriegs zu führen, kurz der Tentakel des Weltstaats, der uns umschließt und den wir durchschneiden müssen, um das allgemeine Kraftverhältnis dem internationalen kapitalistischen Monster gegenüber zu verbessern.

Wenn, in einem bestimmten Augenblick, um die Ordnung des Kapitals wieder herzustellen, die Bosse, denen wir täglich trotzen, durch Anderen ersetzt werden oder wenn die nationale Regierung um eine Unterstützung von außen bittet, um uns zu unterdrücken, wird der revolutionäre Defätismus gegen die neuen Bosse und direkten repressiven Mächte unabhängig von ihrer Nationalität Anwendung finden, ebenso wie, und für dieselben Gründe, die alten Bosse und die alte Regierung bekämpft wurden. Diese Stellungnahme ist wesentlich im Rahmen der bürgerlichen und imperialistischen Polemik über die nationale Befreiung. Tatsächlich hat man zu wiederholten Malen versucht, den Kampf gegen die lokalen Bourgeois nach dem Kampf gegen die imperialistischen (14) Bourgeois abzulenken und den Kampf zwischen nationalen Fraktionen gegen den Klassenkampf aufzuzwingen. Der komplizierteste Zustand taucht auf, wenn die lokale Bourgeoisie, die „seinem eigenen“ Proletariat ganz nicht mehr Herr wird und anderen bürgerlichen Sektoren mit „anti-imperialistischen Reden trotzen muss, um eine Unterstützung bittet von der „imperialistischen Fraktion, um das aufständische Proletariat zu unterdrücken, oder wenn die so genannte „anti-imperialistische bürgerliche Fraktion sich Anderen militärisch aufdrängt. In solchen Fällen versucht man, das Proletariat zwischen zwei imperialistischen Kräften einzuklemmen und seinen sozialen Kampf in einen imperialistischen Krieg umzuwandeln. Aber selbst in diesem Umstand gibt es kein neues Phänomen. Es handelt sich um einen klassischen imperialistischen Krieg gegen das Proletariat aber mit nationalen Fahnen wie in jedem imperialistischen Krieg (15). Klar ist, dass der Standpunkt der Revolutionären in diesem Zustand nicht auch nur ein Jota ändert, im Gegenteil! Der revolutionäre Defätismus beweist seine ganze Richtigkeit und findet eine vollständige Anwendung sowohl gegen die so genannten anti-imperialistischen „Befreier der Nation“ als gegen die Militärkraft der „imperialistischen Macht“, die versucht, die Ordnung wieder herzustellen.

Also in allen Zuständen konkretisiert sich der revolutionäre Kampf für die Umwandlung des imperialistischen Kriegs in eine sozialen Krieg gegen „seine eigene“ Bourgeoisie durch den revolutionären Defätismus, anders gesagt durch den Kampf gegen den Feind, der sich “ in unserem eigenen Land“ findet, gegen denjenigen, der in Namen des Weltkapitals „unsere“ direkte Ausbeutung, „unsere“ direkte Unterdrückung unternimmt. Die Kraft des Proletariats dem Kapital gegenüber hängt genau von seiner Fähigkeit ab, seinen Kampf gegen die verschiedenen bürgerlichen Fraktionen, gegen die verschiedenen kapitalistischen Herrschaftsformen anzupassen.

Jedem bürgerlichen Krieg gegenüber haben die Revolutionären den revolutionären Defätismus als Losung angegeben, sie geben dieselbe Losung noch heute an und werden diese immer weiter angeben.

Heute wie gestern:

Der Feind ist in „unserem eigenen Land“, das ist „unsere eigene“ Bourgeoisie!

Die Waffen nicht auf den Ausländer richten, sondern auf „unseren eigenen“ Staat!

Kein bürgerlicher Krieg, sondern ein revolutionärer Krieg!

Kein Krieg zwischen Staaten, sondern Zerstörung aller Staaten!

Fußnoten

1. Die Tatsache, dass 1914 die offizielle europäische Sozial-Demokratie an der Seite der nationalen Krieg steht, ist nicht mehr als die Bestätigung ihrer schon lange durch viele revolutionäre Militanten angeprangerten konterrevolutionären Natur. Übrigens hatte vor allem die deutsche Sozial-Demokratie schon die imperialistische Militäraktion “ ihrer eigenen“ Staat unterstützt. Aber die Tatsache, dass 1914 der imperialistische und bürgerliche Charakter der sozialistischen Parteien ganz und endgültig enthüllt wird, trug dazu bei, den durch zahlreiche Gruppen und Parteien der Mitte erhaltenen Mythos einer Sozial-Demokratie zu pflegen, die ihren Organisationscharakter des Proletariats soeben verloren hat.
2. Hier behaupten wir nur unsere Stellungnahmen ohne Argumentation oder Erklärung. Was betrifft unsere Erklärung über die Tatsache, dass jeder Nationalbefreiungskrieg ein imperialistischer Krieg ist, dass der Frieden zu dem Krieg gehört, dass wir jede Unterstützung eines demokratischen Lagers gegen ein diktatorisches oder faschistisches Lager verweigern, verweisen wir auf unsere Zeitschriften, die auf Französisch, Englisch oder Spanisch bestehen.
3. Einschließlich die Bombardierungen von ganzen Regionen, wo Deserteure sich zusammenschließen, oder die Zerstörung von Städten und Dörfern, die dem Krieg nicht beitreten.
4. Programmatisch ist es immer richtiger, über das (weltweitende) Proletariat in „diesem“ oder „diesem“ Land zu sprechen, aber, soweit es die herrschende Sprache erlaubt, wird die Formulierung manchmal zu schwer. Unabhängig von der Formulierung, die wir zu gebrauchen gezwungen sind, ist es klar, dass wir auf das weltweitende Proletariat „in“ dieser oder dieser Region oder „in“ diesem oder diesem land immer berufen.
5. Eigentlich handelt es sich um einen idealistischen Standpunkt, denselben, der behauptet, man müsse für sofortige Forderungen nicht kämpfen, denn das würde reformistisch sein, sondern für die Revolution. Als ob die Reformisten die sofortigen Interessen der Proletarier befriedigen könnten! Als ob der Kampf für die soziale Revolution auftauchen und sich stärken könnte, anders als durch die Ausweitung aller sofortigen Forderungen! Als ob die Revolution selbst etwas anderes sei, als ein Bedürfnis, eine immer sofortigere Notwendigkeit für das ganze Proletariat!
6. Die mit einem lautem Krach viel zitierte Kriegskreditewahl durch die Sozial-Demokraten ist nichts anderes als der symbolische Teil ihrer ganzen Praxis, die darauf hinzielt, das Proletariat auszuschalten und es in ein Blutbad zu schicken. Glauben, dass diese Wahl in der Kriegsauslösung entscheidend war, ist eine Täuschung, da es nur um das parlamentarische Formalisieren einer sehr vorigen Allgemeinaktion handelte, um die Proletarier zu bändigen, damit sie für die Interessen der Bourgeois ihre Zusage geben, zu töten und getötet zu werden. Also, da die Sozial-Demokraten selbst diese Wahl immer getäuscht haben, war es interessant, sie zu zitieren, wenn sie behaupten diese zu rechtfertigen.
7. Lenin „Über Defätismus im Imperialistischen Krieg“, eschienen in Sozial Demokrat, N° 43 – 26. Juli 1915.
8. Unsere Gruppe hat immer die sozial-demokratische Trennung zwischen wirtschaftlichem und politischem Kampf, zwischen unmittelbarem und historischem Kampf verurteilt, denn diese Trennung führt immer am Ende zu mittelbaren Programmen. Selbstverständlich ist dieses von allgemeiner Gültigkeit, aber genau im Kriegszustand, wegen der Bemühungen für die Generalmobilmachung, wird unsere Behauptung sozial klar und kann direkt übernommen werden. Tatsächlich greift dann jeder wirtschaftliche Kampf des Proletariat !avec un s?! die nationale Bemühung für den Krieg, nimmt jeder unmittelbare Kampf gegen die Ausbeutung das Kennzeichen eines Kriegs gegen den Staat. Der Kampf des Proletariats ist dann sofort revolutionärer Kampf.
9. Selbstverständlich ist die Gesamtheit der Fraktionen des Kapitals der Feind des Proletariats. Aber das Problem in diesem Kontext ist, dass dieses Argument dazu dient, den einzigen möglichen Kampf zu lähmen: den konkreten Kampf gegen die Bourgeoisie und den Staat, der ausbeutet, beherrscht und zwingt das nationale Opfer für den Krieg auf. Das ist übrigens für das Proletariat die einzige Weise, um seine eigene Kraft zu entwickeln, und zugleich gegen die Bourgeoisie des feindlichen Lagers und gegen das Kapital im Allgemeinen zu kämpfen. Das konkretisiert sich, wie wir es weiter sehen werden, mit der revolutionären Niederlage „seiner Armee“ und der Verbreitung des Aufstands.
10. Angst machen mit dem Schreckgespenst des Faschismus ist eine Konstante der Konterrevolution, wofür die Menschheit mit Dutzenden von Millionen Toten seit den Zzwanzigerjahren bezahlen müssen hat (es reicht über die 60 Millionen Toten des so genannten Zweiten Weltkriegs zu denken). Erinnern wir auch daran, dass es so dem (republikanischen) Staat in Spanien in 1936/37 gelang, das Proletariat als letztes revolutionäre Bollwerk gegen einen für das Weltkapital unentbehrlichen Krieg zu entwaffnen und zu erledigen, und diesen Krieg schließlich zu führen.
11. Und umgekehrt: wenn der revolutionäre Defätismus sich nirgends aufdrängt und das Proletariat sich der Nation, der Volksfront, dem Faschismus oder dem Antifaschismus unterwirft, wie es der Fall während des so genannten Zweiten Weltkriegs war, entwickelt sich der imperialistische Nationalismus an alle Fronten und in alle Lager, und die Ausweitung des Blutbads ist total. In diesen Umständen zerstört der Krieg alles, was das Kapital zu zerstören braucht, um einen neuen Expansionszyklus wieder beginnen können, der auf einem Haufen Leichen von mit der nationalen Fahne in ihrer Armen gestorbenen „Arbeiter“ beruht.
12. Der Yankee Staat ist nicht der erste in der Geschichte der bürgerlichen sozialen Entstehung, der behauptet, die allgemeinen Interessen des Weltkapitals zu verkörpern! Von Anbeginn des Kapitalismus haben verschiedene Mächte und bürgerliche Bündnisse (wie der Vatikan, das Indienkonter oder die Seemacht des Britischen Weltreiches z. B.) versucht, eine einzige und starke Ordnung zu errichten. Aber diese Einheit wird immer rissig und zerstört all die Theorien über das Weltmonopol und den Ultraimperialismus, die heute wie gestern im Lager der Bourgeoisie im Allgemeinen und im Lager der Sozialdemokratie im besonderen begeistert verteidigt wird.
13. Übrigens, wie man in anderen Texten schon gesehen hat, trifft die Nation mit der Staatsstrukturierung der Bourgeoisie keineswegs zusammen.
14. Man muss nicht vergessen, dass die lokalen Bourgeois auch imperialistisch sind.
15. Wir nehmen die Gelegenheit wahr, um zu betonen, dass, allen Mythen betreffend die „nationale Befreiung“ gegenüber, solche Kriege des Kapitals kein eigenes Kennzeichen der „kolonialen, armen, unterentwickelten Länder“ sind, wie die „bürgerliche Linke“ es sagt. Solche Kriege gehören zu der ganzen Welt, einschließlich des alten Europas, wo „nationale Kriege“ bestanden haben, noch bestehen und bestehen werden, solange das Kapital bestehen wird. Solche Kriege gehören der Vergangenheit des Kapitals oder einem seiner Phasen nicht, sondern sie resultieren aus der Entwicklung selbst des Kapitals und werden bestehen, solange dieses soziale System bestehen wird.



Fuoco alle polveri - Guerra e guerriglia sociale in Irak

der Funke im Pulverfass - Krieg und Sozialeguerilla in Irak

* * *

Wir veröffentlichen hier drei Auszüge eines auf italienich erschienenen Buchs unter dem Titel: Fuoco alle polveri - Guerra e guerriglia sociale in Irak… der Funke im Pulverfass - Krieg und Sozialeguerilla in Irak.

Dieses Buch beinhaltet eine Folge von Artikeln, die den heutigen Kampf mit dem proletarischen Aufstand von 1991 betrachten. Neben Informationsartikeln aus verschiedenen Büchern und Zeitschriften, die die Aspekte des Klassenkampfs in Irak erzählen, findet man eine in italienischer Wiederausarbeitung unseres in „Communisme“ Nr.55 herausgegebenen Artikels „Über einige Betrachtungen hinsichtlich der in Irak heutigen Ereignisse“. Das Interesse für dieses durch einige Kameraden realisierte Werk findet sich in der Tatsache, dass sie den Klassenkampf im Mittelpunkt der in Irak heutigen Ereignisse wieder stellen. So stellen sie ihre Initiative vor: „Irak 1991. Nach der Bombardierung der westlichen Koalition, explodiert ein verkannter gebliebener Riesenaufstand gegen den Krieg und das Regime von Saddam Hussein. Durch die ganze Welt bewaffnet und unterstützt, werden der Diktator und seine Peiniger den Aufstand blutig niederschlagen. Irak 2003…Nach zwölf Embargojahren und einer Reihe von Bombardierungen, nimmt die gefährliche Klasse den Weg des Aufstands wieder und unternimmt ein sozialer Guerilla, um mit den Truppen des Kapitals abzurechnen. Zwischen der Pest der demokratischen Blutbäder und der Cholera der islamistischen Erpressung, sucht der irakische Aufstand die schläfrigen Gemüter ihrer westlichen Brüder wachzurufen. In diesen Zeiten von widerlichem Patriotismus und erniedrigendem Pazifismus, trägt dieses kleine Buch anspruchslos bei, um den Funken ins Pulverfass zu schleudern.“

Um Fuoco alle polveri zu bekommen, kann der Leser, der die italienische Sprache versteht, sich an Centro di documentazione Porfido, Via Tarino 12/c-10124 Torino-Italia direkt wenden, oder dieses Buch an den Verlag NN (C.P. 1264-10100 Torino) oder (C.P. 482- 95100 Catania) bestellen. Dieser Verlag hat auch ein übersetztes Heft unseres in „Communisme“ Nr. 52 erschienenen Artikels Proletarier aller Länder, der Klassenkampf in Algerien ist der unsere!, unter dem Titel: Ulach Smach! Nessum perdono- notizie dall’insubordinazione algerina herausgegeben.

Erster Auszug: Die „braven italienischen Soldaten“ in Nasiriya

Die Fabel der „braven italienischen Soldaten“ („i nostri ragazzi“), die auf die Ufer des Tigris gekommen sind, um den Frieden, die Demokratie und den Kindern Karamellbonbons zu schenken, wird bald zunichte.

Die Ziffern sprachen schon für sich: von den durch die Regierung zur Verfügung gestellten 220 Millionen Euro, um den Auftrag „Antica Babilonia“ zu finanzieren, waren 209 Millionen für die Militärangehörigen bestimmt und 11 Millionen für die so genannten humanitären Interventionen.

An Ort und Stelle, um der Tradition nicht nachzukommen, war eine der ersten Aktionen „unserer braven Soldaten“ in den Sitz des Kommunistischen Arbeiterpartei Iraks hineinzuplatzen und einige ihrer Militanten zu inhaftieren. Danach folgten die Konfrontationen mit der örtlichen Bevölkerung, die Haussuchungen, die Razzien, die Beschlagnahmen von Waffen aufeinander, ohne die Ausbildung der so viel gehassten kollaborierenden irakischen Polizei zu vergessen. Kurz trägt alles dazu bei, die Atmosphäre für das „Geschenk“ des 12. Novembers 2003 zu gründen. Nasiriya bereitete tatsächlich an diesem Tag „unseren braven Soldaten“ einen warmen Empfang, indem ihre Kaserne sprang und 19 Soldaten ums Leben gebracht wurden.

Seitdem wird der Zustand immer heißer. Nach der Schlacht am Tigris, im Laufe deren italienische Soldaten auf die auf der Brücke sich findende Menge geschossen und Frauen und Kinder niedergemäht haben, haben sich die Carabinieri im Mai aus der Stadt zurückgezogen, denn sie wurden durch die Guerilla angegriffen, die nach mehreren Kampftagen ihre Stellungen in ihre Gewalt gebracht haben.

Aber wie ist es doch möglich, dass die italienischen Soldaten sich genau in Nasiriya befunden haben? Kein Zufall. Der Grund dafür ist sehr einfach zu verstehen. Dort befinden sich die Erdöllagerstätten, die die ENI als Konzession von der vorigen Regierung (1) bekommen hat, und worauf es schon mit den neuen Bossen eine Abkommenshypothese besteht.

In den Umgebungen befinden sich auch die Erdöllagerstätten von Halfaya, wo die AGIP in den siebziger Jahren Bohrungen gemacht hatte, und diese von Rumayla, wo es scheint, dass die ENI sich ausdehnen will. Kurz wurde alles schon eingeplant…vom Empfang der irakischen Proletarier abgesehen!

Zweiter Auszug

Die alte internationalistische Parole ‚den Krieg im Herzen der Metropolen führen’ ist nicht von den revolutionären Kämpfern gegen alle Feinde der Ausgebeuteten bis heute in die Praxis umgesetzt worden, sondern nur von den Feinden jedes durch die Ausgebeuteten zusammengeführten Angriffs mit der undifferenzierten Gewalt: z. B. mit den Bomben in Madrid. Die Gleichung ‚westlich = imperialistisch’ ist bei in ihrem Widerstand hoffnungslos einsamen Verdammten auf der Erde furchtbar verbreitet (…). Bestimmt nicht mit dem Appellieren an die Toleranz oder mit staatsbürgerlichem Erziehungsunterricht wird diese Gleichung zerbrechen, sondern mit dem Entwickeln des sozialen Kriegs hier. (Fuoco alle polveri, Kapitel „An die Irregulären des Zivilkriegs“)

Dritter Auszug

Solch ein Ausbruch (der Aufstand in Irak 1991 – Vorbemerkung der Redaktion) wurde äußerst schwer zu kontrollieren, denn er zwang die Koalition, die Peiniger von Saddam Hussein wieder zu bewaffnen, und bracht die USA und ihre Ausgeburt oder Mitbewerber davon ab, die Region direkt zu besetzen. Dass Irak das Pulverfass des ganzen Mittleren Osten würde, war ein größeres Risiko als die Sicherheit seine Reichtümer ausbeuten können. Nur nach mehr als zehn Jahre von Embargo, welches den Tod mindestens einer Million von Irakern verursachte, und der Gehirnwäsche im Namen des ‚Kriegs gegen den Terrorismus’, haben die Weltmeister beschlossen, das Unterfangen wieder zu wagen.

Aber wie wir es schon sagten, sind die Reorganisationsentwürfe für Irak nicht so einfach wie es theoretisch scheint. An Ort und Stelle gibt es immer eine oder andere Variable, die der gefühllosen Berechnung der Militärstrategen und Multinationalstäbe entkommt. Es gibt Menschen zum Beispiel. Und was lernt uns in diesem Sinne das Verhalten der ausgebeuteten Iraker?

Zuerst haben Letztere auf die nationalistische Propagandarufe zum Widerstand nicht geantwortet. Sie haben geweigert, sich für die Verteidigung des schändlichen Vaterlandes gegen den Angreifer massakrieren lassen. Sie haben die angloamerikanischen Truppen das Land von der verhassten Baasregierung befreien gelassen. Aufeinanderfolgend haben sie ihre verfügbare Energie genutzt, um der Koalitionsarmee, der vorläufigen neuen Regierung und ihren neuen Ordnungskräften zu beweisen, wie viel sie mit dieser so aufgezeigte ‚Befreiung’ zufrieden waren.

Diese Dankbarkeit den „Befreiern“ gegenüber konkretisiert sich durch wiederholte, tägliche und verschiedenen Angriffe, die die wesentlich soziale Natur der laufenden Konfrontation beweisen, im Gegensatz zu was die Massenmedien uns sagen. In der Tat, wenn man den Zustand schätzen will, muss man die ‚Natur’ der Medienmechanismen oder die feste Propagandawille bedenken. Die einzigen Informationen über die glänzendesten und spektakulärsten Anschläge, welche von den Organisationen militärisch und ideologisch am strukturiertesten gemacht werden, sind durch die Zeitungen und das Fernsehen übermittelt. Aber praktisch sickert keine Information betreffs der spontansten Aktionen durch. Durch eine Art von diffusem kaum organisiertem Guerilla werden diese Aktionen gemacht, und die Verwaltung der ‚neuen irakischen Demokratie wird so täglich angegriffen und gestört.

Im Gegensatz zu was die herrschende Propaganda behauptet, wenn die Besatzung von 2003 so schnell war, so vor allem, weil die Tausende von irakischen Soldaten die Armee massiv desertiert haben, weil sie durchaus nicht bereit waren, sich töten lassen, für Interessen, die die Ihrigen nicht waren. Aber noch einmal, wie 1991, behalten sie ihre Waffen.

Was keine andere Armee machen könnte, d. h. die größte Militärmacht auf der Welt Schwierigkeiten machen, so kann ein sozialer Guerilla das tun. Nach den Anschlägen gegen die Militärtransporte und die Botschaften oder die Stabsquartiere, nach den Anschlägen gegen die neue irakische Polizei und nach den Sabotagen von Ölleitungen und Raffinerien, nach dem Lynchen von Marineinfanteristen und nach den Massenstreiken, kann niemand von nun an die Lügen über eine Bevölkerung abkaufen, die die ‚Befreier und Friedenträger’ gern mögen. Wer auch die geringste Klarheit zeigt, kann daran nicht glauben, dass solch ein Aufstand nur das Werk von islamistischen Gruppen sein kann. So z. B. während der Plünderungen nach dem Zusammenbruch des baathisten Regimes, die auf alles zielten, was an die verabscheute Macht und seine Partei erinnert, forderte der Oberste Rat der islamistischen Revolution ohne Erfolg auf, der neuen Regierung zurückzugeben, alles was gestohlen worden war. Der Sitz dieses Rats war danach auf dieselbe Weise angegriffen wie die anderen Herrschaftsstrukturen: Panzer von den Besatzungstruppen, Kasernen der neuen Polizei. Noch kürzlich explodierte ein Leiter dieses Rats, eine Schlüsselfigur dieser vorläufigen Regierung mit all seiner Bewachungsmannschaft.

Zur äußersten Isolation wo die irakischen Ausgebeuteten sich finden, weil sie zwischen den demokratischen Blutbädern und der integralistischen Erpressung eingeklemmt sind, haben die islamistischen Kräften, Werkzeuge der Besitzerklasse, selbstverständlich leichtes Spiel, ihre Macht zu vermehren, als einzige organisierte Kraft, die zu dem westlichen Imperialismus eine ‚Alternative’ sein kann. Diese Fraktion der arabischen Bourgeoisie wird so betrachtet, als wäre sie die einzige, die sich der american way of life und der aufeinander folgenden Plünderung der menschlichen und energetischen Ressourcen von der Region widersetzen könnte. Diese Tatsache hängt auch und vor allem davon ab, dass es keine andere konkrete Perspektive, keine echt und konkret internationale Klassenaussicht besteht.

Das hängt von uns ab. Die irakischen Proletarier geben uns ein Beispiel von ungebeugtem Kampfgeist, wie die argentinischen, bolivischen, algerischen, palästinensischen, koreanischen usw. in letzter Zeit schon getan haben. Der Horizont all dieser edelmütigen Schlachten ist unauflöslich verbunden mit diesem der Kämpfe, die es den Ausgebeuteten in Europa und vor allem in den USA zu entwickeln gelingen wird. Solange diese Schlachten isoliert bleiben werden, werden sie nur in die nationalistischen, religiösen oder demokratischen Sackgassen zurückweichen, oder man wird über ihre Niederschlagung eine kurze Pressemeldung im Westen lesen können. Wir sind hier im Herzen der Wirtschaft und ihres kriegerischen Apparats, der die Ausbeutung der Ressourcen und die Unterdrückung der zur „Befriedung“ nicht bereiten Regionen erlaubt. Heute mehr denn je wird die soziale Revolution entweder weltweit oder nichts, und nicht durch abstrakten Humanitarismus, sondern durch die weltweite Ausdehnung der kapitalistischen Anhäufung, also durch den sozialen Krieg, Vorbote ihrer Zerstörung.

Die Kriegslogik, mit ihrer undifferenzierten und also terroristischen Gewalt, bringt die Bevölkerungen der kriegstreiberischen Regierungen in schreckliche Repressalien (wie es die Bomben in Madrid uns zeigen). Also geht es nicht mehr um eine Fernsehshow.

Es gibt nur eine Weise, um aus dieser Todspirale herauszukommen: in der Praxis beweisen, dass die westlichen Ausgebeuteten keine Verbündeter ihrer eigenen Herrschaft sind, sondern Teilnehmer ihrer eigenen irakischen Brüder, die weder durch die Bombardierungen noch durch die Unterdrückung haben bezwungen werden können. Der irakische Zustand beweist, dass der Kapitalismus das Blut vergießen kann, aber nicht unbesiegbar ist. Daraus ist eine Lehre gegen die Feinde aus „unserer“ Gegend zu ziehen. Lassen wir den Nationalisten die dem Anlass entsprechenden vergossenen Tränen für das Leben der italienischen Söldner im Dienst der Kapitalisten, die Tränen, die für all die irakischen Toten niemals vergossen worden sind. Lassen wir den Heuchlern den äußeren Pazifismus, der von der UNO, einem der Hauptverantwortlichen des irakischen Blutbads, angeführt wurde. Lassen wir den verspäteten Stalinisten den Ruf zu den Kämpfen für die nationale Befreiung, von jeher Lüge neuer potenzieller Herrschaft und Instrument einer neuen Unterdrückung. Was jetzt in Bagdad, Bassora oder Nasiriya passiert, scheint sich formell zu differenzieren und stößt auf große Hindernisse, aber das alles hat einen alten Name: Klassenkampf. Wie groß die Selbstständigkeit der Ausgebeuteten gegenüber den verschiedenen Kräften der herrschenden Klasse ist, kennen wir nicht, ebenso ignorieren wir ihre Widerstandsorganisation. Die wiederholten Streike der Ölarbeiter, die durch das Propaganda zur rechten Zeit verschwiegen werden, regen als Hintergrund der Guerilla selbst eine Offensivfähigkeit unserer Klasse an. (Fuoco alle polveri, Kapitel “ Einleitung“).

Fußnote

1. Vorbemerkung der Redaktion. Die ENI und AGIP sind zwei große in Italien Ölgesellschaften. Das hier gemeldete Abkommen wurde mitten in den 90er Jahren zwischen ENI und Saddam Hussein unterzeichnet. Es sah die Ausbeutung einer Erdöllagerstätte für 2,5 oder 3 Milliarden Barrels in der Zone von Nasiriya vor. Vor kurzem wurde dazu das Bestehen eines Dokuments ans Licht gebracht Erfordert durch den italienischen Minister der produktiven Tätigkeiten für Giuseppe Cassano, Wirtschaftstatistikprofessor an der Universität von Teramo, war es in diesem Dokument ausdrücklich empfohlen, die Gelegenheit sich nicht entgehen zu lassen, im Falle eines Kriegs, sich in Nasiriya niederzulassen, “wenn wir ein Geschäft von 300 Milliarden Dollars nicht verlieren wollen“, schreibt Cassano.



Nachstehend : das in Argentinien verteilte Flugblatt

WENN DER KRIEG DIENT ZUM KRIEGSVERDECKEN

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Der Krieg, den wir alle heute im Fernsehen anschauen, scheint den ganzen Ausdruck des Krieges zu sein, aber das ist nicht wahr, der Krieg ist begonnen, als er als Klasse geboren ist. Der Bourgeois kommt zur Welt als Dieb, als Ausbeuter, als Mörder, als „Enteigner“, und das ist sein Wesen.

Es gibt keinen Unterschied zwischen was irgendwo auf der Welt geschieht und was in Irak geschieht.

Nicht nötig in Irak zu sein, als dass du durch dieses System getötet wirst:

  • Es tötet dich, wenn du nichts zu essen hast
  • Es tötet dich, wenn du kein Medikament kaufen kannst
  • Es tötet dich, wenn es dir Droge verkauft
  • Es tötet dich, wenn es dir Nahrung mit abgelaufen Mindesthaltbarkeitsdatum verkauft
  • Oder vielleicht tötet es dich nicht in den Favelas von Sao Paulo? In den Bidonvillen von Buenos Aires? In den Bergwerken von Chili? In den Erdgasbohrlöchern von Bolivien? Oder lässt es dich vor Durst in Afrika nicht krepieren?

    Was bedeutet das, wenn sie sagen: „am Tag des Kriegs“, indem wir, Tausende von Millionen von Proletariern auf der Welt, den bürgerlichen Krieg von unserer Geburt bis zu unserem Tod täglich erleiden?

    Ist ein größeres Konzentrationslager nötig als dieses, das durch diese bürgerliche Klasse und ihr verfluchtes Privateigentum errichtet wurde?

    Diese KZ sind ihre Grenzen, ihre Staaten, die sich für die Proletarier in unüberwindliche Mauer verwandelt haben.

    WEDER DER KRIEG NOCH DER FRIEDEN DER BOURGEOISIE!

    DER EINZIGE GÜLTIGE KRIEG IST DER PROLETARISCHE KRIEG GEGEN ALLE BOURGEOIS!


    Die riesenhaften Probleme, denen die Menschheit heute Trotz bieten muss - Ausbeutung, Elend, Krieg, Hunger, entfremdete Arbeit, Massenarbeitslosigkeit... - sind die mit dem kapitalistischen Fortschritt und Barbarei unzertrennlich verbundenen und notwendigen Produkte. Diesen Problemen wirklich Trotz zu bieten, und sie zu verstehen ist nur möglich, wenn und nur wenn sie im Rahmen ihrer Dynamik miteinander, im Rahmen also des kapitalistischen Systems als letzte Klassengesellschaft der Geschichte übernommen werden, anstatt isoliert zu bleiben, das heißt, als vergängliche Gesellschaft. Eine solche Gesellschaft ist sowohl Bestandteil des historischen Bogens von den Urgemeinschaften bis zum Kommunismus, als auch Bestandteil des Prozesses, der die materiellen Bedingungen der Gründung der kommunistischen Weltgesellschaft hervorbringt. Der Kommunismus wird nicht das Ende der menschlichen Geschichte bedeuten. Der Kommunismus, Erhebung der Menschen in einem universalen Gemeinwesen, wird im Gegenteil das Werden der wirklich menschlichen Geschichte bedeuten, als Folge der Abschaffung des Privateigentums, der sozialen Klassen, des Staats, usw.

     „PROGRAMMATISCHE ORIENTIERUNGSTHESEN“, THESE 1